Arbeitswelt & Karriere

Anpassungsfähigkeit als Erfolgsfaktor im Bewerbungsprozess

Vor fast zwei Jahren, Ende Dezember 2019, war das erste Mal von einer drohenden Pandemie zu lesen. Und ab Anfang des darauffolgenden Jahres stand die Welt dann Kopf. Wir erlebten historische Tiefstände am Arbeitsmarkt, Lockdowns, Coronamüdigkeit und – aufgrund weitreichender Home-Office-Pflichten – nicht selten auch Zoom-Fatigue.

Aktuell scheint es so, als habe sich die (Arbeits-)Welt an das Leben mit Corona gewöhnt. Wirtschaftlich geht es bergauf und viele erzwungene Änderungen gehören jetzt zur „Neuen Normalität“.

Keine Krise aus jüngerer Vergangenheit hat wohl derartige Spuren hinterlassen wie die COVID-19-Pandemie. Die Erwartungen an Unternehmen und Mitarbeitende befanden sich bereits vor Corona im Wandel, bedingt durch die Digitalisierung. Die Pandemie wirkte nun als Beschleuniger, so dass im „New Normal“ vor allem von Mitarbeitenden und folglich auch Bewerbenden ein anderes Skillset erwartet wird.

Exkurs: VUCA-Welt – was heißt das eigentlich?

Wer sich mit der Digitalisierung und dem Wandel der (Arbeits-)Welt beschäftigt, stößt sicher auf das Akronym „VUCA“. Dieses setzt sich aus vier Begriffen zusammen:

V: Volatilität („volatility“), U: Unsicherheit („uncertainty“), C: Komplexität („complexity“), A: Ambiguität, (ambiguity).

Rahmenbedingungen in Unternehmen und damit auch die Anforderungen an Führungskräfte und Mitarbeitende ändern sich stetig und immer schneller, sind also volatil und unberechenbar. Weiterhin sehen sich Fachkräfte, wie unsere Studie „Wissensarbeit im Digitalen Wandel“ verdeutlicht, mit einer zunehmenden Komplexität ihrer Aufgaben konfrontiert. Mehr als die Hälfte (54%) der angestellten Wissensarbeitenden konstatiert zudem, dass es immer weniger Sicherheit darüber gebe, welcher Weg der richtige sei (Ambiguität). Diese Entwicklungen, gepaart mit dem Fakt, dass Wissen eine immer kürzere Halbwertszeit aufweist, verlangen von Arbeitnehmenden und Bewerbenden ein hohes Maß an Lernbereitschaft und Flexibilität.

Warum Anpassungsfähigkeit zur Schlüsselqualifikation wird

Nicht erst seit gestern sind Softskills integraler Teil einer Einstellungsentscheidung. Und viele der entscheidenden persönlichen und sozialen Kompetenzen haben sich über die Jahre nur wenig verändert. Was aktuell mehr und mehr zum wichtigen Faktor wird, ist der sogenannte „Adaptabilitätsquotient“, auch AQ abgekürzt. Denn Mitarbeitende müssen stetig lernen, sich an geänderte Rahmenbedingungen anzupassen, beispielsweise mit neuer Software und Tools umzugehen und Entwicklungen für sich nutzbar zu machen. Das World Economic Forum sagte schon 2016 voraus, dass 65% der damals eingeschulten Kinder in Jobs arbeiten werden, die es zu diesem Zeitpunkt noch nicht gegeben hat – und teilweise auch jetzt noch nicht gibt.
Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass Führungskräfte Softskills wie Flexibilität sowie Anpassungsfähigkeit eine sehr hohe Bedeutung beimessen (84% laut einer Studie von StepStone) und überzeugt sind, dass diese Fähigkeiten nach der Pandemie noch wichtiger werden. Daher liegt es nahe, gerade diese Schlüsselqualifikationen – sofern Sie sich diese zuschreiben können – bereits in Ihren Bewerbungsunterlagen zu platzieren, um sich damit von der Masse abzuheben.

Wie Sie Ihre Flexibilität im Bewerbungsprozess darstellen können

Ich rate Ihnen, Ihre persönlichen und sozialen Kompetenzen bereits in Ihren Bewerbungsunterlagen aufzunehmen. Unternehmen erhalten auf eine Stelle oft eine Vielzahl an Bewerbungen, die sich in den fachlichen Kompetenzen und der bisherigen Erfahrung wenig unterscheiden. Hier können die „weichen“ Schlüsselqualifikationen dann der Punkt sein, der Sie für die Einladung zu einem Vorstellungsgespräch qualifiziert. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Ihre Softskills in Ihren Unterlagen zu platzieren:

1. Ihr Anschreiben: Ein klassisches Anschreiben oder Motivationsschreiben wird von vielen Unternehmen nicht mehr als Pflicht-Dokument Gleichzeitig haben Sie in einem individuellen Bewerbungsschreiben die Möglichkeit, Ihre persönlichen und sozialen Kompetenzen in den Mittelpunkt zu stellen. Im Anschreiben sollten Sie also nicht einfach Ihren Lebenslauf nacherzählen, sondern Ihre Geschichte aufschreiben. Nutzen Sie Beispiele, gerne auch aus dem Privatleben (selbstverständlich nur soviel Sie auch preisgeben möchten), um Lesende abzuholen und ein lebhaftes Bild Ihrer Kompetenzen zu zeichnen.

Hierzu können Sie eher klassisch vorgehen oder darüber nachdenken, mit einem Storytelling-Ansatz zu glänzen. So machen Sie Ihren Werdegang und Ihre Persönlichkeit erlebbar. Beantworten Sie sich und den Lesenden dazu Fragen wie zum Beispiel:

  • Was hat mich dazu bewegt, eine gewisse Entscheidung zu treffen? Und wie hat mich das beeinflusst?
  • Wodurch konnte ich in der Vergangenheit Flexibilität beweisen?
  • Wann musste ich mich an eine schwierige neue Situation anpassen und wie habe ich die Herausforderung gemeistert?
  • Was habe ich gelernt und wer bin ich durch meine Herausforderungen geworden?

Selbstverständlich können Sie auch auf andere kreative Bewerbungsformen zurückgreifen, wenn diese zu Ihnen und dem neuen Berufsbild passen.

2. Ihr Lebenslauf: Ihr CV ist und bleibt zentrales Dokument Ihrer Bewerbung. In den meisten Fällen wird er daher auch als erstes von Recruiterinnen und Recruitern gelesen. Daher sollten Sie schon hier die Chance nutzen, Ihre Flexibilität und Anpassungsfähigkeit, gepaart mit Ihren anderen Softskills, einzuflechten.

Im Idealfall nehmen Sie Softskills in den jeweiligen beruflichen Stationen auf, um Kontext zu geben. Alternativ zählen Sie persönliche Kompetenzen gegen Ende des Lebenslaufes oder – bei einem mehrspaltigen Design – auf der linken Seite auf (ein Muster können Sie sich bei uns gratis herunterladen).

Erfahrene Fachkräfte können sich auch in einem sogenannten „Resume Summary“ zum Anfang des Lebenslaufes kurz selbst beschreiben. Auch ein Deckblatt, sollten Sie sich für selbiges entscheiden, kann ein guter Platz für relevante persönliche und soziale Kompetenzen sein.

 

So beweisen Sie Ihre Anpassungsfähigkeit und Flexibilität im Vorstellungsgespräch

Werden Sie zum Vorstellungsgespräch eingeladen, haben Sie einen wichtigen Schritt in Richtung Traumjob getan. Auch hier werden Ihre fachlichen Kompetenzen sowie Ihre Softskills auf den Prüfstand gestellt. Zum einen rate ich Ihnen, bereits in der Selbstpräsentation relevante Skills aufzuführen. Auch im fachlichen Teil können Sie durch geschickte Formulierungen andeuten, dass Sie ein flexibler und anpassungsfähiger Mensch sind. So können Sie beispielsweise einfließen lassen, dass sich in einem früheren Job die Rahmenbedingungen änderten und Sie dadurch die Chance hatten, ein neues Tool oder eine neue Methode zu erlernen, die Ihnen und somit dem Unternehmen jetzt im neuen Job relevante Vorteile verschafft.
Personalentscheidende werden im zweiten Teil des Vorstellungsgespräches auf unterschiedliche Weise nach Ihren persönlichen Kompetenzen fragen. Entweder ganz direkt, durch kompetenzbasierte Fragen oder auch Szenarien.
Egal wie die Fragetechnik auch sein mag: Bereiten Sie sich vor, indem Sie sich geeignete Beispiele aus früheren Anstellungen, Projektarbeiten, Praktika oder auch aus Hobbies bzw. Ihrem Privatleben zurechtlegen, die Ihre Anpassungsfähigkeit positiv unterstreichen.
Vielleicht werden Sie auch mit Stressfragen oder Stress-Szenarien konfrontiert, wie z.B.

Stellen Sie sich vor, Sie arbeiten bereits bei uns und sind zusammen mit einer Person für ein Projekt verantwortlich. Diese Person verlässt plötzlich das Unternehmen, wie reagieren Sie?“

Hierauf gibt es natürlich keine Patent-Antwort. Gleichzeitig rate ich Ihnen, überlegt vorzugehen, laut zu denken und auch schon in der Beantwortung der Frage verschiedene Lösungswege aufzuzeigen. Denken Sie hierfür gerne auch über Grenzen hinaus und nutzen Sie aktiv Worte wie beispielweise „Flexibilität/flexibel“. So schaffen Sie es sicher, Ihre Gegenüber von Ihrer Anpassungsfähigkeit und Ihren weitreichenden anderen Fähigkeiten zu überzeugen.

Weitere Tipps zum Thema Softskills sowie rund um Beruf und Karriere finden Sie auf unserer Homepage. Alternativ können Sie auch einen Termin für eine kostenfreie, telefonische Beratung unter karrierefragen@hays.de vereinbaren.

Katharina Hain

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