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31.08.22
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Arbeitswelt & Karriere

Zurück zum Ex-Arbeitgeber?

Blonde Frau schaut aus einem Fenster
© Getty Images (Westend61)

Alte Liebe rostet nicht? Wann eine Rückkehr zum Ex-Arbeitgeber sinnvoll ist und wie sie gelingen kann

Aktuell ist die Wechselbereitschaft von Arbeitnehmenden in Deutschland so hoch wie nie (ca. 25 Prozent der Beschäftigten sind offen für einen Jobwechsel). Doch mit einem Jobwechsel können auch Unsicherheit und Zweifel einhergehen. Da kann der Gedanke, zu Altbekanntem zurückzukehren, schon verlockend sein. Doch wann ist eine Rückkehr zum Vorarbeitgeber eine gute Wahl? Und was ist bei einer Bewerbung zu beachten?

Ist der Weg zurück eine gute Wahl?

27 Prozent der sogenannten „Boomerang-Mitarbeitenden“ gab es im Jahr 2021. Keine geringe Quote – besonders vor dem Hintergrund, dass sich diese Zahl auf Arbeitskräfte bezieht, die innerhalb der letzten drei Jahre beim ehemaligen Unternehmen beschäftigt waren. Ein „Heimkommen“ ist also durchaus machbar und vor allem verlockend, da man im neuen-alten Job die Prozesse, Gesichter und Strukturen kennt.

Bevor Sie sich nun zu den „Re-Hires“ gesellen, sollten Sie sich eingehend Gedanken darüber machen, ob der Wechsel zurück zum Vorarbeitgeber für Sie der richtige Schritt ist – denn nicht in jedem Fall ist die Rückkehr die beste Wahl. Daher gebe ich Ihnen hier einige Denkanstöße:

„Hin zu“ oder „weg von“?

Ganz egal ob Sie einen neuen Job beim Vorarbeitgeber oder bei einem neuen Unternehmen in Betracht ziehen: Sie sollten sich über Ihre Wechselmotivation im Klaren sein. Denn zum einen ist sie ein wichtiges Entscheidungskriterium für Sie selbst, zum anderen werden Sie spätestens im Vorstellungsgespräch danach gefragt. Vor allem, wenn Sie schon einmal beim Unternehmen beschäftigt waren. Beantworten Sie also für sich die folgenden Fragen:

  • Was macht mich im aktuellen Job unzufrieden? Haben sich die Rahmenbedingungen oder das Team geändert? Ist es also eher eine Flucht aus einer unangenehmen Situation?
  • Warum möchte ich genau zu diesem Arbeitgebenden Unternehmen zurück? Welche Aspekte im Unternehmen/der Stelle sprechen mich besonders an?
  • Was hat mich damals im Job/am Unternehmen gestört? Hat sich das geändert bzw. kann ich das nun neu für mich einordnen?
  • Welches Karriereziel verfolge ich und kann ich dieses durch meinen Wechsel zurück erreichen?
  • Ein anderer Aspekt: Vielleicht sind Sie in der Vergangenheit auch gar nicht freiwillig gegangen? Wurde Ihre Stelle gestrichen oder gab es Umstrukturierungen? Wenn es nicht an Ihrer Leistung und an grundsätzlich unterschiedlichen Wertesystemen lag, fragen Sie sich, ob Sie dem Unternehmen nun wieder genug Vertrauen entgegenbringen können, um einen neuen Anfang zu wagen.

Wenn Sie für sich ausschließen können, dass sie nur aufgrund von mangelnden Optionen oder Problemen beim aktuellen Arbeitgebenden Unternehmen in den vermeintlich sicheren Hafen des alten Arbeitgebers zurückkehren, kann die Bewerbung beim ehemaligen Unternehmen durchaus sinnvoll sein.

Gruppe freut sich über die Rückkehr eines Arbeitnehmers © Hays Brand Portal

Der Zeitpunkt kann eine Rolle spielen

Beim Wechsel zurück zum Ex-Arbeitgeber sind zeitlich keine festen Regeln vorgeschrieben. Gleichzeitig ist die weitläufige Meinung, dass eine Rückkehr nicht unmittelbar nach der Kündigung erfolgen sollte. Und auch wenn ein Zurückkommen nach vielen Jahren Abwesenheit nicht ausgeschlossen ist, fallen doch einige Argumente für einen gelungenen Wiedereinstieg nach einer sehr langen Abwesenheit weniger ins Gewicht.

Meine Meinung hierzu: Es ist selbstverständlich einfacher, wenn das Re-Hiring innerhalb von etwa zwei bis fünf Jahren passiert. Denn dann können Sie mit neu gesammelten Erfahrungen argumentieren, die Ihnen nun weiterhelfen. Oder auch mit Ihrer persönlichen Entwicklung bzw. geänderten Anforderungen, die Sie an einen Job oder arbeitgebendes Unternehmen haben. Weiterhin können Sie dann mit Know-how aus der ersten Beschäftigungsphase punkten, sofern dieses noch aktuell ist.

Gleichermaßen halte ich es ebenso für legitim auch nach einer sehr kurzen Abwesenheit eine Rückkehr in Betracht zu ziehen und dann ganz offen darzulegen, dass es beispielsweise beim neuen Unternehmen unvorhergesehene Umstrukturierungen gab, der Job einfach nicht das ist, was Sie sich erhofften oder dass Ihnen vielleicht einiges versprochen wurde, das nun nicht eingehalten werden kann. Dies ist gerade dann ein gutes Argument, wenn der Grund für die Kündigung beim Vorarbeitgeber beispielsweise der Wunsch nach neuen Erfahrungen oder anderen Strukturen (z. B. vom Konzern in den Mittelstand) war.

Fakten oder Bauchgefühl

In einer Zeit, in der Daten die wichtigste Währung sind, mag es leichtfertig klingen, auf Bauchentscheidungen zu setzen. Selbstverständlich sollten Sie nicht alle wichtigen Entscheidungen allein aus dem Bauch heraus treffen – und schon gar nicht ein Wechsel zurück zum alten Arbeitgeber. Doch falsch ist es auch nicht, denn die Arbeit nimmt viel Raum in unserem Leben ein und da sollten nicht nur nackte Zahlen und Rahmendaten eine Rolle in der Entscheidungsfindung spielen. Immerhin möchten sich Mitarbeitende beim Arbeitgeber auch wohlfühlen.

Wie so oft macht es – zumindest meiner Meinung nach – die Mischung. Recherchieren Sie also vorab, ob z. B. Rahmenbedingungen, weswegen Sie sich für eine Kündigung entschieden hatten, tatsächlich auch geändert wurden. Oder ob die Strukturen, wegen derer Sie glauben zurückkommen zu wollen, überhaupt noch existieren. Wenn Sie dabei dann noch ein gutes Bauchgefühl haben, vielleicht auch weil Sie noch mit ehemaligen Kolleginnen und Kollegen in Kontakt sind, lohnt sich zumindest eine Bewerbung. Und nach einem Vorstellungsgespräch können Sie dann informiert eine gute Entscheidung treffen.

Was Sie bei einer „Boomerang-Bewerbung“ beachten sollten

Wenn Sie sich für den Wechsel zurück zum ehemaligen Arbeitgeber entschieden haben, steht meist eine – wenn auch manchmal verkürzte – Bewerbungsphase an. Selbstverständlich ist es hier immer gut, wenn Sie bei der Kündigung vorausschauend agierten und sich nicht nur „im Guten“ trennten, sondern auch mit dem ehemaligen Kollegium weiterhin regelmäßig netzwerken. So erfahren Sie vielleicht auch von der ein oder anderen Chance, bevor die zu besetzende Position überhaupt weitflächig ausgeschrieben wird.

Gruppe freut sich über die Rückkehr eines Arbeitnehmers © Hays Brand Portal

Mein wichtigster Tipp vorweg: Nehmen Sie die Boomerang-Bewerbung genauso ernst wie Bewerbungen bei unbekannten Arbeitgebern. Damit meine ich, dass Sie sich in der Bewerbungsphase so verhalten sollten, wie Sie es auch bei anderen Stellen tun würden: Ein aktueller, ausführlicher Lebenslauf ist ebenso wichtig wie ein gut vorbereitetes Vorstellungsgespräch.

Sollten Sie ein Anschreiben mitschicken (müssen), so empfehle ich Ihnen hier schon aktiv anzusprechen, dass Sie bereits im Unternehmen beschäftigt waren. Ein Storytelling-Ansatz eignet sich beispielsweise besonders gut, um die erneute Bewerbung zu begründen. Nehmen Sie hier gerne schon Bezug zu Fragen wie:

  • Warum haben Sie das Unternehmen damals verlassen und warum möchten Sie dem arbeitgebenden Unternehmen den Rücken kehren?
  • Warum möchten Sie zurückkehren und was reizt Sie an der neuen (oder alten) Stelle? Was hat Ihnen besonders Spaß gemacht?
  • Welche Erfahrungen und Kompetenzen konnten Sie zwischenzeitlich erlangen, die für das Unternehmen nutzbringend sind?
  • Welche Erwartungen an den ehemaligen Arbeitgeber bringen Sie mit?

Selbst wenn Sie diese Fragen im Anschreiben nicht beantworten, entweder weil Sie kein Anschreiben mitsenden oder weil Sie sich aktiv dagegen entscheiden, werden Sie spätestens im Vorstellungsgespräch mit diesen Punkten konfrontiert werden.

Hier sollten Sie dann – wie immer – möglichst ehrlich und authentisch antworten.

Weiterhin empfehle ich Ihnen, sich Ihre Stärken bewusst zu machen und diese in der Selbstpräsentation zu Beginn des Vorstellungsgespräches gezielt anzusprechen. Vor allem im Fachlichen haben Sie durch einen Re-Entry sicher einiges zu bieten. Achten Sie dabei darauf, sich nicht in Erinnerungen zu verlieren oder davon auszugehen, dass im Unternehmen alles beim Alten geblieben ist. Gehen Sie daher eher fragend vor. Zum Beispiel: „Als ich noch bei Ihnen in der Position als X tätig war, nutzten wir das System Y. Ist das immer noch so?“ Erst wenn die Antwort „ja“ lautet, können Sie hier tiefer einsteigen.

Generell halte ich es ebenfalls für wichtig, dass Sie persönliche Beziehungen nicht überstrapazieren (z. B. „Fragen Sie doch mal den Herrn X/die Frau Y wie zufrieden sie damals mit mir waren“). Grundsätzlich ist gegen eine Referenz nichts einzuwenden – ein allzu offensichtliches Werben mit den exzellenten Beziehungen kommt jedoch meist weniger gut an. Und zudem birgt es die Gefahr, dass Ihr Weggang bei der Kollegin oder dem Kollegen doch negative Stimmungen hinterlassen hat, die für Ihren Bewerbungsprozess hinderlich sein können.

Wenn Sie diese Tipps beachten und sich vor allem im Klaren sind, dass Sie die Rückkehr zum Ex-Arbeitgeber wirklich wollen, steht einer gelungenen Bewerbungsphase nichts im Wege. Wenn Sie weitere Fragen zur „Boomerang-Bewerbung“ oder anderen Themen rund um Beruf und Karriere haben, melden Sie sich gerne direkt bei unserem kostenfreien Karriereservice.

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Katharina Hain
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