Gut geplant: Karriere machen

Jetzt geht’s ums Machen: In der zweiten Folge der Podcast-Reihe „What the Finance?“ der Brigitte Academy sprechen Host Sabrina Marggraf und Michaela Jaap, Head of Corporate Culture & Responsibility bei der Personalberatung Hays, über die konkrete Karriereplanung: Wie sollte diese idealerweise angegangen werden und was gibt es zu beachten? Warum sollte bei der Planung Karriere und Familie nicht vermischt werden? Und warum lesen Frauen eine Stellenanzeige anders als Männer?
Michaela, lass uns doch einfach mal mit deiner eigenen Karriere beginnen. Du hast neben deiner Familie ja schon „groß Karriere gemacht“, wenn ich das einfach mal so sagen darf. Wie hast du das denn angestellt?
Ich weiß nicht, ob ich bei meiner eigenen Karriere eine wirklich vorbildliche Planerin war. Aber ich weiß auch nicht, ob man das überhaupt unbedingt sein muss. Ich würde eher sagen, dass ich sehr erfolgreich von einer offenen Tür in die andere gefallen bin und diese Karriere, so wie sie sich in den letzten 20 Jahren entwickelt hat, auch nie hätte planen oder vorhersehen können. Was mir meine Karriere aber ermöglicht hat, war es den Mut zu haben einfach mal ins kalte Wasser zu springen und neue Dinge auszuprobieren. In meinem Fall hat mutig sein anstelle des stetigen Grübelns, was der sinnvolle nächste Schritt sein könnte sehr gut funktioniert.
Das ist sehr schön! Was ich jetzt schon oft gehört habe ist, dass Glück eine Chance ist, die auf gute Vorbereitung trifft. Sprich, eine offene Tür, die man nur durchschreiten kann, wenn man die nötige Kompetenz und Vorbereitung mitbringt. Und schlussendlich muss man sich dann natürlich auch einfach trauen durchzugehen. Wenn ich jetzt als junge Frau gerade fertig mit meiner Ausbildung oder dem Studium bin, über welche Punkte sollte ich mir dann Gedanken machen?
Also, grundsätzlich macht es natürlich Sinn sich zuerst zu überlegen, in welche Richtung man sich entwickeln möchte. Ob das dann am Ende so kommt, ist eine völlig andere Frage. Aber ein Ziel zu haben ist eine wichtige Voraussetzung, um sich, eventuell auch auf Umwegen, in diese Richtung zu bewegen. In Konzernen sind Karrieren immer noch gut über etwa Trainee-Programme erreichbar. Allerdings habe ich durch die Erfahrungen der letzten Jahre gemerkt, dass man auch in kleineren familien- oder inhabergeführten Unternehmen tolle Karrieren machen kann, weil es dort natürlich deutlich weniger Hierarchieebenen und stattdessen viel direkteren Kontakt gibt. Die Frage welche Unternehmenskultur ich eigentlich mag, ist daher sehr spannend. Also mag ich etwa Strukturen, auf die ich aufbauen kann, oder möchte ich lieber viel eigenverantwortlich bewegen. Einen weiteren Punkt, den ich extrem wichtig finde, gerade weil wir ja über Frauen und Karriere sprechen, ist die Familienplanung. Denn diese sollte man nicht mit der Karriereplanung durcheinanderbringen! Ich habe schon oft Gespräche mit wirklich talentierten Frauen geführt, die aufgrund einer anstehenden Hochzeit oder eines Kinderwunsches, einen Jobwechsel ablehnten. Da blutet mir das Herz, denn leider legen Frauen ihre Karrieren oft schon ad acta, bevor in Sachen Familienplanung überhaupt Tatsachen geschaffen sind. Geschweige denn, dass die Karrieren danach überhaupt vorbei sein müssen!

Ganz im Gegenteil.
Genau, ganz im Gegenteil! Mein Appell an die Frauen da draußen ist, Karriere- und Familienplanung nicht miteinander zu vernetzen. Denn der Zeitpunkt einer Familiengründung lässt sich ohnehin in keiner Weise planen. Im späteren Verlauf ist es dann natürlich wichtig, für sich selbst und mit dem Partner oder der Partnerin, bewusste Entscheidungen zu treffen - etwa welches Modell man leben will. Also: wenn ich jetzt für drei Jahre in Teilzeit gehe, wie kompensieren wir das bei der Rente? Auch wenn solche Fragen natürlich total unromantisch sind, muss man sich Dingen wie Altersarmut von Frauen stellen. Und auch in Unternehmen gilt, dass der Wiedereinstieg in den Job besprochen werden muss.
In der letzten Folge hast du gesagt, dass Elternzeit noch immer als Karrierekiller gilt. Lass uns also auf diesen Punkt zuerst genauer eingehen. Denn es ist ja durchaus Realität, dass zum Beispiel eine sehr wochenstundenintensive Karriere als Investmentbankerin nur schwer mit einem kleinen Kind vereinbar ist. Sollte ich mir in diesem Fall besser einen Arbeitgeber suchen, der allgemein Familienzeit oder Elternzeit auch für den Partner garantiert? Wäre das nicht wieder eine Vermischung von Familien- und Karriereplanung?
Nein, das sehe ich nicht so. Das eine ist, dass ich mich nicht selbst davon abhalte Karriere zu machen und Chancen zu ergreifen, bevor ich überhaupt eine Familie habe. Das zweite ist dann die Frage, wie bekomme ich Familie und Karriere optimal gesteuert, sodass die Elternzeit eben kein Karrierekiller ist. Ich empfehle grundsätzlich jedem Mann, wie auch jeder Frau, sich das Unternehmen, für das man arbeitet oder arbeiten will, hinsichtlich der Vereinbarkeit von Familie und Karriere genau anzusehen. Gleichzeitig würde ich aber auch nicht allzu schnell eine Karriere aufgeben, nur weil an dieser Stelle Unklarheiten herrschen. Stattdessen würde ich proaktiv das Gespräch mit dem Unternehmen suchen und fragen, was dieses mir anbieten kann, damit ich während der Elternzeit nicht komplett aus dem Karrierethema aussteige. Gibt es etwa die Möglichkeit für eine bestimmte Zeit einen kleineren Account zu übernehmen oder mich einem kleineren, spannenden Projekt zu widmen? Für mich ist die Entscheidung in Elternzeit zu gehen und damit drei Jahre lang kürzer zu treten, völlig legitim. Diese Entscheidung müssen alle für sich selbst treffen. Nur, wenn man weiter Karriere machen will, ist es wichtig, nicht ganz aus dem Spiel auszuscheiden, sondern am Thema dran zu bleiben. Man sollte weiterhin das eigene Netzwerk pflegen und schlussendlich, wenn man dann bereit ist, aktiv den nächsten Schritt in der Karriere angehen. Auch Unternehmen sollten ihre Mitarbeitenden dahingehend im Blick behalten und nachfragen, ob sie bereit sind, den nächsten Schritt zu gehen.
Zur kompletten Folge geht’s hier:
Quelle: AUDIO NOW
Dieser zweite Podcast-Teil des Interviews mit Michaela Jaap widmet sich den Themen Karriereplanung und Verhandlungsstrategien für Frauen sowie dem Wiedereinstieg nach der Elternzeit.
Hier finden Sie den Artikel zum ersten Teil des Interviews, in dem es um Chancengleichheit und die gläserne Decke geht.