Arbeitswelt & Karriere

Neues Jahr, neues Glück – neuer Job?

Auch wenn sich in Zeiten von Veganuary, Dry January & Co. viele Neujahrsvorsätze um das Thema Gesundheit drehen, fassen fast 30 Prozent der Menschen gute Vorsätze zum Thema „Beruf“. Ein Klassiker, der in der Regel Suchanfragen auf Jobbörsen in die Höhe schnellen lässt. Im Umkehrschluss schreiben auch viele Unternehmen im Januar vermehrt Stellen aus. Doch wie sieht es im Jahr 2022 aus?

Lohnt es sich, nach einem neuen Job zu suchen? Ist ein Jobwechsel während der Pandemie nicht riskant? Ist es nicht sinnvoller, „Karriere“ im aktuellen Unternehmen zu machen? Und was passiert, wenn der Traumjob nicht zum Lebenslauf passt? Eins ist sicher: Wer sich beruflich (weiter)entwickeln möchte, kann einiges tun, um die Vorsätze in die Realität umzusetzen.

Der aktuelle Stellenmarkt – viele Chancen, gefühlte Risiken?

Für all diejenigen unter Ihnen, die erwägen sich außerhalb des arbeitgebenden Unternehmens beruflich neu zu orientieren, gibt es zunächst gute Nachrichten: Trotz Pandemie sind so viele Stellen ausgeschrieben wie schon lange nicht mehr.

StepStone hatte zum Ende letzten Jahres ein Drittel mehr Stellen auf seinem Portal zu verzeichnen als noch vor Corona. Das heißt grob: Der Arbeitsmarkt ist günstig, um sich nach einem neuen Job umzuschauen. Besonders hohe Nachfragen sind in den Bereichen Logistik, Gesundheitswesen/Pflege/soziale Berufe, Vertrieb/Verkauf, IT und Ingenieurwesen sowie im Bereich Personalwesen/Recruiting zu verzeichnen (vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels ist Letzteres sicher keine Überraschung).

Und wenn der Fachkräfteknappheit etwas Gutes abzugewinnen ist, dann die Tatsache, dass die Chancen für Quereinsteigende und Personen mit Teilqualifizierung bzw. ohne formelle Vorqualifikation am Arbeitsmarkt steigen. Gleichzeitig zu diesen Entwicklungen stellen Jobbörsen aktuell eine atypisch sinkende Anzahl an Stellensuchen fest. Diese ist nicht nur auf den Fachkräfteengpass, sondern auch auf die Zurückhaltung von Arbeitnehmenden vor dem Hintergrund der Corona-Wellen zurückzuführen. Denn einen (scheinbar) sicheren Job aufzugeben, um in einem neuen Betrieb – gegebenenfalls rein virtuell – „ongeboardet“ zu werden, kann durchaus Risiken bergen. Zum einen können diese in der wirtschaftlichen Stabilität des neuen Unternehmens liegen, zum anderen auch in einer (befürchteten) wenig erfolgreichen, virtuellen Einarbeitungsphase sowie dem – vielleicht – fehlenden Zugehörigkeitsgefühl durch reines Homeoffice. Manche dieser Risiken sind sicher eher gefühlte Hürden, andere sollten Sie durchaus mit in die Beurteilung aufnehmen, wenn Sie überlegen ob es Zeit ist, sich einen neuen Job zu suchen.

Der Jobzyklus – ist ein Wechsel für mich sinnvoll?

Laut dem Jobzyklus-Modell durchlaufen Arbeitnehmende sieben Phasen im Laufe ihrer Anstellung. Dabei muss nicht jede Phase gleich lange dauern und durch Veränderungen des Umfeldes können Phasen auch mehrfach durchlaufen werden. Die Phasen reichen von der Begeisterung bis zum Tiefpunkt und somit Schlussstrich.

Warum erwähne ich das? Zum einen um deutlich zu machen, dass kurzfristige aufgekommene Unzufriedenheiten nicht unbedingt der Auslöser dafür sein müssen, sich sofort einen neuen Job zu suchen. Und zum anderen auch, um aufzuzeigen, dass ein Jobwechsel manchmal unabdingbar ist – auch wenn auf der anderen Seite viele neue Unbekannte auf Sie warten. Vielmehr gilt es hier, die Chancen gegen die Risiken abzuwägen. Und somit auch, Ihren eigenen Weg aktiv selbst mitzugestalten.

Sollten Sie sich in der Phase der „Wende“ bzw. des „Jobfrusts“, dem vorletzten Stadium, befinden, rate ich Ihnen zunächst zu beobachten, ob es sich um vorübergehende äußere Einflüsse (z.B. erhöhtes Arbeitsvolumen durch Abwesenheiten, Unstimmigkeiten im Team/im Privatleben etc.) oder um langfristige Störfaktoren handelt, die einen Jobwechsel über kurz oder lang für Sie unvermeidlich machen.

Kurzfristige Einflüsse

In der Regel hilft es, wenn Sie sich strukturiert auf Ursachenforschung begeben und herausfinden, woher die Unzufriedenheit stammt. Sollten sich private Umstände negativ auf Ihre Zufriedenheit im Job auswirken, ist hier der richtige Ansatzpunkt.

Auch im Job kann es beispielsweise zu Unstimmigkeiten im Team oder Auseinandersetzungen mit Vorgesetzten kommen. Hier hilft zumeist ein klärendes Gespräch – gegebenenfalls sogar eine Mediation.

Sollten Sie sich beruflich an einem Punkt befinden, an dem Sie das Gefühl haben, dass Sie sich fachlich oder auch persönlich nicht mehr weiterentwickeln können, ist ebenfalls ein Gespräch mit entsprechenden Stellen (Vorgesetzte, Personalabteilung etc.) sinnvoll. Vielleicht kann man Ihnen in Ihrer aktuellen Anstellung in einem neuen Berufsfeld Perspektiven bieten? Oder Sie unterstützen, sich persönlich weiterzuentwickeln – etwa zur Führungskraft, zur Ausbilderin/zum Ausbilder o. Ä. Hierzu ist es wichtig, dass Sie sich darüber im Klaren sind, welches Ziel Sie mittelfristig verfolgen möchten.

Langfristige Einflüsse

Selbstverständlich gibt es keine Garantie, dass diese Gespräche fruchten. Oder Sie stellen fest, dass sich Ihre beruflichen Interessen in eine komplett andere Richtung bewegen. Gegebenenfalls haben sich durch organisatorische Veränderungen personelle Konstellationen ergeben, in denen Sie dauerhaft nicht arbeiten möchten. Vielleicht lassen sich Ihre finanziellen Vorstellungen auch langfristig nicht mit den Entlohnungsstrukturen des Unternehmens vereinen. Es gibt zahlreiche Gründe, die dafürsprechen, sich nach einer neuen Stelle umzusehen.

Oftmals schrecken viele Angestellte trotz längerfristiger Unzufriedenheit davor zurück, ihren aktuellen Job zu kündigen. Aktuell mögen die Gründe zum Teil in den Bedenken bzgl. Jobsicherheit in einem volatilen Arbeitsmarkt liegen. Generell zögern Arbeitnehmende aber auch aus mangelndem Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten oder möchten schlicht ihre Komfortzone nicht verlassen („… und was, wenn die neuen Kolleginnen und Kollegen nicht nett sind und es mir da nicht gefällt?“). Und am schlimmsten wäre es ja, wenn sich die aktuelle Situation generell verschlechtern würde! Dem können Sie Abhilfe schaffen.

Der Jobwechsel ist unvermeidlich – was kann ich tun?

Hinterfragen Sie zunächst, welche „Muss- und Kann-Kriterien“ in der neuen Position für Sie wichtig sind. Dazu können sowohl harte Faktoren, z. B. Entlohnung und Arbeitszeiten, als auch weiche Kriterien wie beispielsweise Wertschätzung, Unternehmenskultur und Weiterentwicklungsmöglichkeiten zählen.  Zudem gibt es für Sie sicher auch „Kann-Kriterien“ (sog. Begeisterungsmerkmale), die das Zünglein an der Waage sein können.

Wenn Sie wissen, welches Ziel Sie verfolgen, können Sie sich auf die Suche nach passenden Angeboten machen. Hier steht eine Vielzahl von Möglichkeiten zur Verfügung: klassische oder spezialisierte Jobbörsen, soziale Netzwerke, (Online-)Jobmessen u. v. m. Da viele Stellenanzeigen oft generalistisch formuliert sind und Sie wahrscheinlich nicht alle entscheidungsrelevanten Kriterien darin finden werden, rate ich Ihnen, sich zu bewerben und sich im – hoffentlich folgenden – Vorstellungsgespräch selbst ein Bild vom potenziellen neuen Job zu machen. Nehmen Sie hier getrost alle Fragen mit, die Ihnen am Herzen liegen. Eigene Fragen im Vorstellungsgespräch sind nicht nur gerne gesehen, sondern heben Ihre Fähigkeiten und Soft Skills sogar noch einmal hervor. Eine gute Vorbereitung ist hier oft der Schlüssel zum Erfolg. Und erst nach dem Vorstellungsgespräch bzw. den Vorstellungsgesprächen, wenn Sie alle relevanten Informationen gesammelt haben, sollten Sie sich für eine Zu- oder Absage entscheiden.

Durch einen Quereinstieg zum Ziel

Was ist jetzt allerdings, wenn es Stellenausschreibungen mit Anforderungen gibt, die Sie mit Ihrem aktuellen Kompetenzprofil nicht erfüllen können?

Gute Chancen bestehen für all diejenigen, die sich beispielsweise in Richtung Vertrieb, Logistik, Kundenservice oder Pflege orientieren möchten. Denn bereits im letzten Jahr hat sich die Anzahl der Jobs für Quereinsteigende mehr als verdoppelt. Mittlerweile werden, gerade für MINT-Fachkräfte, auch spannende Seiteneinstiegs-Möglichkeiten als Lehrkraft angeboten.

Auch darüber hinaus ist es grundsätzlich immer sinnvoll, die angebotenen Stellen nach Soft Skills zu durchforsten, die zu Ihnen und Ihren persönlichen sowie sozialen Kompetenzen passen. Denn mehr und mehr Unternehmen fußen Ihre Einstellungsentscheidungen auf diese „weichen“ Kompetenzen.

Zudem besteht immer noch die Möglichkeit, dass Sie sich am Abend oder am Wochenende bzw. in Vollzeit weiterbilden. Um Ihnen etwaige Bedenken zu nehmen, ob sich Weiterbildungen auszahlen: Eine Studie des IAB hat ergeben, dass Weiterbildungen die Anstellungschancen durchschnittlich um bis zu 20 % verbessern – im Gesundheitswesen sogar um bis zu 60 %.

Für weitere Fragen Infos rund um die Themen Weiterbildung, Beruf und Karriere stehen mein Team und ich Ihnen gerne zur Verfügung.

Katharina Hain

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