Selbstmanagement & Wellbeing

Kleine Helferlein

Foto: fotolia/srg werbeagentur
Es gibt unzählige Methoden und Kniffe, die einem dabei helfen sollen, Entscheidungen zu treffen. Wer eine passende Methode anwenden will, muss sich allerdings – jetzt wird es paradox – zunächst für eine entscheiden. Folgende vier Entscheidungshilfen – unterteilt nach vier verschiedenen Persönlichkeitstypen – kann man ohne professionelle Unterstützung anwenden. Kommentiert werden sie von Annika Dulige, Geschäftsführerin und Coach des Hanseatischen Instituts für Coaching, Mediation und Führung. Wahrscheinlich werden viele sich bei mehr als einem Persönlichkeitstyp verorten können.

Für Rationale: die Zeitmaschine

Überlegen Sie sich kurz-, mittel- und langfristige künftige Lebenssituationen, die für die anstehende Entscheidung relevant sind. Ein häufig gewählter Zeitpunkt bei beruflichen Entscheidungen ist zum Beispiel der Beginn der Rente. Beschreiben Sie nun, wie Sie im fiktiven Jahr leben wollen, was Ihnen dann wichtig sein wird, was Ihnen in Ihrem bisherigen Leben wichtig war und worauf Sie stolz sind. Ihre Überlegungen gleichen Sie mit Ihren aktuellen Gedanken bei der anstehenden Entscheidung ab, um so Ihre Präferenzen zu erkennen. Eine hilfreiche Frage lautet zudem, was schlimmstenfalls passieren könnte, wenn Sie eine bestimmte Entscheidung treffen. Oft nimmt das der Situation etwas an Dramatik. „Durch die Zeitmaschine entsteht ein Blick in die Zukunft, der über das Kopfkino der Gegenwart hinausgeht und Bilder aus dem Unterbewussten entstehen lässt“, sagt Annika Dulige. „Wichtig ist, ungute Gefühle, die dabei aufkommen, nicht zu unterdrücken, sondern als Signale für Themen aufzufassen, die noch zu klären sind.“

Für Emotionale: die drei Stühle

Ordnen Sie Stühle mit räumlichem Abstand nach eigenem Empfinden in einem Raum an – für jede Entscheidungsmöglichkeit ein Stuhl. Setzen Sie sich auf einen der Stühle: Die betreffende Entscheidung ist damit gefallen. Alle positiven und negativen Konsequenzen sind eingetreten. Was denken und fühlen Sie nun? Gehen Sie anschließend durch den Raum, um Abstand zu gewinnen. Dann wiederholen Sie den Vorgang für jeden weiteren Stuhl. Welche Gedanken und Gefühle waren jeweils mit den Stühlen verbunden? „Man sollte darauf achten, dass der Raum oder einzelne Stühle bei einem selbst nicht mit negativen Gefühlen behaftet sind“, sagt Annika Dulige. „Sie könnten sonst ungewollt die eigenen Emotionen beeinflussen.“

Foto: fotolia/srg werbeagentur
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Für Strukturierte: der Systemcheck

Stellen Sie sich vier Fragen: Was ist das Gute am aktuellen Zustand? Welche Vorteile aus der Gegenwart müssen erhalten bleiben, wenn es zu der geplanten Veränderung kommt? Was sind die negativen Auswirkungen, wenn die anstehende Entscheidung umgesetzt wird? Was muss ich lernen oder verändern, um diese negativen Auswirkungen zu vermeiden? Durch dieses Vorgehen gehen bestehende Vorteile nicht verloren und für drohende negative Konsequenzen werden schon vorab Maßnahmen getroffen, sodass diese die Veränderung nicht ausbremsen. „Wenn dies gelingt, gibt es keine ‚Entscheidung‘ mehr, dann ist die Veränderung einfach stimmig“, sagt Annika Dulige. „Die Methode erfordert aber Zeit und Ruhe, damit alle wichtigen Punkte bedacht werden können.“

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Für Risikofreudige: der Münzwurf

Werfen Sie eine Münze, um sich zu entscheiden. Welche Gedanken und Gefühle haben Sie direkt vor dem Wurf? Welche direkt danach? Wiederholen Sie den Münzwurf noch zweimal und beobachten Sie sich jeweils genau dabei. Ändern sich Ihre Gedanken und Gefühle direkt vor und nach den Münzwürfen durch die Wiederholungen?

„Das ist eine sehr schnelle Methode, um eine emotionale Reaktion hervorzurufen“, sagt Annika Dulige. „Tendenziell erfährt man jedoch das, was man mit Sicherheit nicht machen möchte, und auch die ‚bessere‘ Variante ist eventuell noch nicht richtig stimmig.“

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„Lieber nochmal eine Nacht darüber schlafen“

Annika Dulige, Geschäftsführerin und Coach des Hanseatischen Instituts für Coaching, Mediation und Führung
Annika Dulige, Geschäftsführerin und Coach des Hanseatischen Instituts für Coaching, Mediation und Führung

Annika Dulige, Geschäftsführerin und Coach des Hanseatischen Instituts für Coaching, Mediation und Führung, über den richtigen Zeitpunkt für eine Entscheidung und wie man anschließend mit ihr leben kann.

Frau Dulige, jeder kennt die Formulierung „die Zeit ist reif für eine Entscheidung“. Gibt es wirklich einen Zeitpunkt, ab dem man eine Entscheidung nur noch aufschiebt?

Wenn man sich nicht entscheiden will, weil negative Konsequenzen oder Gefühle im Weg stehen, ist das ein Zeichen dafür, dass es viel Ungeklärtes gibt. Der gegenwärtige Zustand, also vor der Entscheidung, stellt etwas sicher, das für den Betroffenen richtig und wichtig ist. In so einer Situation ist die Zeit noch nicht reif für eine Entscheidung. Eine Entscheidung muss sich stimmig anfühlen.

Woran erkenne ich, dass der Zeitpunkt für eine Entscheidung gekommen ist?

Zu einer Entscheidung trägt maßgeblich das Unbewusste bei, zu 80 bis 90 Prozent. Wir haben durch vergangene Erfahrungen und Prägungen sehr viel unbewusst abgespeichert. Bewusstes trägt also nur zu zehn bis 20 Prozent zu einer Entscheidung bei. Gehen mit einer anstehenden Entscheidung negative Gefühle, Gedanken, Träume oder körperliche Symptome einher, dann ist das auf die erwähnten 80 bis 90 Prozent zurückzuführen. Diese Signale sollte man ernst nehmen und bearbeiten. Vorher ist die Zeit noch nicht reif für eine Entscheidung. Ansonsten muss man womöglich einen Preis dafür bezahlen.

Man kann sich also zu früh entscheiden.

Ja. Zu einer verfrühten Entscheidung kommt es insbesondere, wenn man nur die Vorteile sieht, die die Entscheidung mit sich brächte – und so durch die aufkommende Euphorie geblendet wird. Es gibt also einen guten Grund für die Redewendung, man solle nochmals eine Nacht darüber schlafen.

Eine Entscheidung braucht also Zeit. Was, wenn man die nicht hat, weil die Frist fremdbestimmt ist?

Das ist ja häufig so. Man sollte sich, soweit möglich, die Vorteile der jetzigen Situation verdeutlichen und sich überlegen, welche Nachteile die Entscheidung mit sich bringen kann. Man muss sich über den Preis im Klaren sein, den man zu zahlen hätte, wenn man die negativen Konsequenzen wegen des Zeitdrucks nicht vorher angehen kann. Geht es zum Beispiel um eine neue Arbeitsstelle, dann kann man sich überlegen, ob manche der verbliebenen Nachteile auch noch später zu beseitigen wären – etwa, dass man nach der Einarbeitungszeit seinen Vorgesetzten wegen eines Tages Homeoffice pro Woche anspricht, um die längere Anfahrt zur Arbeit zu kompensieren.

Was hilft, wenn man mit einer Entscheidung hadert, weil man sie rückblickend so nicht mehr treffen würde?

Wenn wir uns entscheiden, dann tun wir das Beste, was in diesem Moment möglich ist. Die damalige Entscheidung hat in jenem Moment etwas sichergestellt. Das sollte man sich vor Augen führen, um im Rückblick sein Handeln anerkennen zu können. Man lernt aus Erfahrung.

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Michael Vogel

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