Zukunft & Innovation

Roh­stoff­ge­win­nung nach dem Vorbild der Natur

Foto: Stanislav Komogorov, fotolia
Cradle to Cradle®: die Vision von einer Welt, in der Verschwendung kein Problem ist, weil alles aus Nährstoffen besteht und jeder ökologische Fußabdruck fruchtbar wird.

Nachhaltigkeit ist langweilig, findet Prof. Dr. Michael Braungart. Der Verfahrenstechniker und Inhaber des Cradle to Cradle®-Lehrstuhls an der Rotterdam School of Management und Professor an der Universität Lüneburg weiß, wovon er seit über 30 Jahren redet: Produkte zu entwickeln, die nach wie vor zum überwiegenden Teil auf dem Müll landen, und von den Menschen nichts anderes zu erwarten, als weniger davon zu konsumieren, macht die Welt nicht besser. Es ist unsexy, macht schlechte Laune und verschwendet weiterhin Ressourcen, nur eben ein bisschen langsamer. Schlimmer noch: Es schürt Schuldgefühle, Unlust und Angst. Ein schlechtes Klima für Kreativität und Innovation, die wir so dringend brauchen, um unseren Planeten zu retten.

Der Mensch als Nützling?

Michael Braungart will nicht länger nur „weniger schlecht“ sein – er will mehr: Er will mit uns den Überfluss zelebrieren. Er will aus dem Menschen einen Nützling machen und seinen Konsum zu etwas, das die Erde nicht zerstört, sondern Werte schafft, Rohstoffe erzeugt und Biodiversität sogar antreibt. Zusammen mit seinem Partner, dem US-Architekten William McDonough, liefert er uns dafür auch eine Blaupause: Cradle to Cradle®, ein Design-Konzept für Produkte und Herstellverfahren, das nach dem Vorbild der Natur arbeitet. Funktionierende Ökosysteme produzieren im Überfluss, ohne Abfall, ohne Einschränkung. Nichts geht verloren, im Gegenteil: Jedes „Zuviel“ regt die schöpferische Kraft weiter an. Mit jeder Produktion, jeder Nutzung, jedem „Verbrauch“ entsteht Nahrung für kreative Kreisläufe. Je mehr, desto mehr, so heißt die Devise. Das sollen sich Produktdesigner abschauen. Und genau darin steckt der Paradigmenwechsel, die Umkehr unseres bisherigen Nachhaltigkeitsdenkens, das von Verzicht und Schadensbegrenzung geprägt ist.

Die Herausforderung ist also, Neuheiten so zu entwickeln, dass sie zu 100 Prozent aus umweltförderlichen, unkritischen Substanzen bestehen, die als „Nährstoffe“ vollständig und ohne großen Aufwand in natürliche Kreisläufe zurückfinden oder unendlich in geschlossenen technischen Kreisläufen zirkulieren („von der Wiege zur Wiege“).

Statt Produkte zu konzipieren, die beim Verschleiß Gifte freisetzen oder nur auf einer Müllhalde enden können („von der Wiege zum Grab“), wo Wertstoffe durch Verbrennung verloren gehen, darf am Nutzungsende ausschließlich zweierlei herauskommen: gefahrlos Kompostierbares sowie reine Kunststoffe und Metalle. Selbstredend dürfen auch in der Herstellung keine unverwertbaren oder giftigen Substanzen entstehen. Die Fertigung ist idealerweise energieneutral oder -positiv, wasser- und sozialverträglich.

„Zelebrieren wir den Überfluss“

Prof. Dr. Michael Braungart, Verfahrenstechniker und Inhaber des Cradle to Cradle®-Lehrstuhls an der Rotterdam School of Management und Professor an der Universität Lüneburg
Prof. Dr. Michael Braungart, Verfahrenstechniker und Inhaber des Cradle to Cradle®-Lehrstuhls an der Rotterdam School of Management und Professor an der Universität Lüneburg Foto: Prof. Dr. Michael Braungart

Interview mit Professor Michael Braungart, Verfahrenstechniker und einer der beiden Väter von Cradle to Cradle®.

Professor Braungart, Sie engagieren sich fast Ihr ganzes Leben für Ihre Vision der Nährstoffwirtschaft. Sie finden Nachhaltigkeit, wie wir sie denken, langweilig, Müll zu produzieren, dumm und unser romantisches Schuldgefühl gegenüber "Mutter Natur" das größte Hindernis für überfällige Innovation.

Wie entstand die Idee für Cradle to Cradle®?

Ich bin Chemiker und Verfahrenstechniker. Für mich war jemand, der Abfall erzeugt, ein schlechter Wissenschaftler, was sich in Lebewesen anreichert, schlechte Chemie. Ein Produkt, das Müll hinterlässt, hat für mich ein Qualitätsproblem. Sonst nichts. Wer ein bisschen Selbstbewusstsein und ein Gefühl für den eigenen Wert hat, kann das nicht tatenlos ansehen. Aus vielen Gesprächen und Diskussionen mit Kollegen, Naturvölkern und Staatsleuten rund um den Globus zum Verhältnis zwischen Mensch und Natur entstand dann unsere Idee. Eine Idee, die unterschiedliche Sichtweisen und kulturspezifische Anknüpfungspunkte kombiniert, um Eingang zu finden: von der europäischen Nachhaltigkeitsdebatte über asiatisches Kreislaufdenken bis zu südländischer Lebensfreude und US-amerikanischer Hands-on-Mentalität. All das berücksichtigt Cradle to Cradle®.

Was hat sich in den Jahren Ihres Einsatzes für Cradle to Cradle® geändert?

Es gibt heute über 6.500 Cradle to Cradle®-Produkte auf dem Markt. Es gibt einen Masterplan für Taiwan und Luxemburg. Nordrhein-Westfalen gibt eine Studie in Auftrag, wie NRW Cradle to Cradle®-Land werden kann. Jetzt kommt sozusagen ein „freundlicher Tsunami“, es geht in die Vervielfältigung. Die Frage ist: Sind wir schnell genug? Ich habe 18 Jahre an der Entwicklung kompostierbaren Leders gearbeitet, 24 Jahre, um das gleiche für Papier zu erreichen. Inzwischen haben die letzten Gerbereischulen hierzulande geschlossen. Die Druckbetriebe sterben weg. Statt diese Innovationen zu verbreiten, lassen wir in anderen Ländern nach veralteten Verfahren fertigen und entwickeln lieber Technologien, um den so importierten Sondermüll zu entsorgen. Das macht doch keinen Sinn.

Cradle to Cradle® ist logisch, wirtschaftlich und leicht zu verstehen – was fehlt für den flächendeckenden Durchbruch?

Echte Innovation braucht Zeit. Im Durchschnitt 50 Jahre. Da liegen wir gut im Plan. Was uns jedoch komplett im Weg steht, ist die heutige Nachhaltigkeitsdiskussion. Der Mensch romantisiert „Mutter“ Natur. Jetzt wollen wir die vermeintlichen Interessen von etwas vertreten, das wir nicht kontrollieren können – und müssen uns ständig dafür entschuldigen, dass uns das nicht gelingt. Zur Wiedergutmachung versuchen wir, das, was wir tun, besser zu machen, zementieren damit aber das Bestehende, das falsch ist – und machen es damit gründlich falsch. An Nachhaltigkeit habe ich kein Interesse.

Wir müssen alles neu machen, jetzt, denn wir stehen in einem enormen Wettlauf mit der Zeit. Die Erde zerstört sich in einer derartigen Geschwindigkeit, dass wir Gefahr laufen, unsere Vitalität einzubüßen. Wir haben das Know-how, wir müssen es jetzt einsetzen, sonst sind wir nur noch mit Reparaturen beschäftigt und haben keine Kraft mehr für Innovation. Wir müssen sagen, dass wir in unseren Gebäuden nichts mehr haben wollen, was sich in Lebewesen anreichert – und unsere Beschaffungsrichtlinien neu ausrichten. Und wir müssen das richtige Wissen auch weitergeben, sonst geht mit der Wiederholung von Fehlern unnötig Zeit ins Land, die wir nicht haben.

Wo steht die Idee heute? Welche Rolle spielt die Digitalisierung? Wo ist aus Ihrer Sicht am meisten in Bewegung?

Bei Cradle to Cradle® geht es nicht so sehr um Kreisläufe, sondern mehr um Raumkonzepte. Es geht um die Formulierung von Nutzen und die Definition von Nutzungszeiträumen, um die Gestaltung von Dienstleistungen nicht von Produkten. Ein Automobilhersteller sollte eine Million Schweißpunkte kaufen, nicht 200 Schweißroboter. Ich will keine Solaranlage, sondern 20 Jahre Licht einfangen. Ich will nicht 4.360 Chemikalien für mein Wohnzimmer, ich will fernsehen. Wir müssen lernen, Nutzungswünsche zu formulieren. Die Digitalisierung hilft uns dann, diese Nutzung als Dienstleistung zu verkaufen, weil wir jederzeit wissen, wo die Materialien sind. Statt die achtfache Menge der Kupfer-Weltproduktion als physische Kapitalanlage in verschiedenen Metalllagern zu verwahren, könnte man sie für 20 oder 30 Jahre in Kreuzfahrtschiffen oder Windrädern parken. So würde man deren Produktionskosten senken, am vergebenen Nutzungsrecht verdienen – und die gleiche Wertsteigerung mitnehmen. Dinge, die verschleißen, wie Schuhsohlen oder Bremsbeläge, müssen die Biosphäre unterstützen. Dinge, die Dienstleistungen sind, die Technosphäre. Darum gibt es keinen Abfall – nur Nährstoffe.

Einer der weltweit größten Kinderartikelhersteller hat das verstanden. Kein Mensch braucht einen Kinderwagen, so lange wie er hält. Das Kind wächst. Man braucht im Verlauf viele weitere Dinge, ebenfalls nur für einen kurzen Zeitraum. Also kann man Good-Baby-Produkte zurückbringen und beispielsweise den Kinderwagen gegen ein Laufrad tauschen, erhält darauf einen Rabatt. Alle Teile sind schadstofffrei und leicht auseinanderzubauen, sodass der Hersteller sie wiederverwenden kann.

Am meisten bewegen derzeit die Holländer. Sie fragen einfach: Braungart, kann man damit Geld verdienen? Und nicht: Ist es moralisch geboten? Da kann ich antworten: Die Produkte, die man nach Cradle to Cradle® macht, sind im Durchschnitt 20 Prozent billiger. Manchmal muss man die Nutzungsdauer einkalkulieren: Wir haben Solarelemente untersucht, einige hatten nach 19 Jahren noch 93 Prozent des Wirkungsgrades, andere hatten schon nach fünf Jahren bereits die Hälfte eingebüßt. Das heißt: Verkaufe ich die Dienstleistung „Solarnutzung“, komme ich auf Sicht von 20 Jahren mit den meist deutlich investitionskostenintensiveren Premium-Elementen deutlich günstiger weg. Eine Rechnung, die beispielsweise die Solaranlagenfertigung in Deutschland wettbewerbsfähiger machen könnte. 

Branchenseitig entwickelt sich vor allem der Baubereich sehr erfreulich. Wir haben eine Kooperation mit einem Stuttgarter Beratungsunternehmen für den Bau- und Immobiliensektor. Solche Firmen bestimmen, welche Materialien in ein Gebäude reingehen und bringen gesundheitsförderliche Innovation am Bau deutlich schneller voran.

Wie behält man über 30 Jahre die Energie für so eine Idee?

Am Anfang steht schon Eitelkeit. Aber ich bin auch erfolgsgetrieben: Ich war unlängst der erste Nicht-Nobelpreisträger, der auf einer Nobelpreisträger-Tagung in Lindau einen Vortrag halten durfte. Bei der diesjährigen Biennale in Venedig bin ich der einzige Nicht-Architekt unter den Ausstellern und habe mich darum nicht einmal bewerben müssen. Zudem motivieren mich meine Studenten – meine Kurse sind innerhalb von Minuten ausgebucht, während die Nachhaltigkeitskurse nur drei bis fünf Teilnehmer haben. Die jungen Leute, die treiben einen dazu, mit ihrem Wunsch, stolz auf sich sein zu wollen. Das finde ich toll. Und von solchen Chancen kommen immer mehr. Das ist mein freundlicher Tsunami.

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„Öko-Effektivität“ will Materialqualität erhalten und mehren

Cradle to Cradle® fordert „Öko-Effektivität“ statt „Öko-Effizienz“ – und leistet damit weit mehr als Urban Mining: Die Stadtschürfer verstehen die Abfallhalden der Metropolen als riesige Rohstoffminen und versuchen, hier Wertstoffe wiederzugewinnen. Doch selbst das effizienteste Recycling ist oft mit hohem Ressourceneinsatz, der Freisetzung von Gefahrstoffen und einem traurigen Qualitätsverlust der Materialien (Downcycling) verbunden. Sind technische und biologische Rohstoffe im Produkt gar untrennbar vermischt, entstehen „Monsterhybride“ oder „Frankenstein-Produkte“, die sich schlicht nicht recyceln lassen. Ihnen den Kampf anzusagen, wurde für Braungart und seine Mitstreiter zur Mission. Die öko-effektiven Designer suchen die Lösungen nicht mehr auf der Halde, sondern in der Produktentwicklung – und trachten danach, in jedem Materialnutzungszyklus sogar einen Zuwachs an Qualität zu ermöglichen (Upcycling).

Wie das geht, zeigt beispielsweise eine Schweizer Textilfabrik. Sie stellt heute Möbelbezugsstoffe her, die man gefahrlos „essen“ könnte. Dabei setzt sie Chemikalien ein, die ihr „Abwasser“ sauberer machen als das, was in die Fabrik hineinfließt. Das bisher größte Containerschiff der Welt wird heute mit einer Datenbank ausgeliefert, in der die Materialqualität jedes einzelnen Bauteils erfasst ist. So können an seinem Lebensende bis zu 95 Prozent des 165.000 Tonnen schweren Stahlfrachters sortenrein wiedergewonnen und neu verbaut werden. Der deutsche Reinigungsmittelhersteller Werner & Mertz konzipiert ganze Produktserien so, dass ihre Bestandteile zu 100 Prozent als bereichernde „Nährstoffe“ in biologischen oder technischen Kreisläufen perpetuieren. „Als Öko-Pionier ist unser Ziel, mit allen wesentlichen Elementen unseres Produktes – Rezeptur, Verpackung, Produktionsumstände – mindestens eine Entwicklungsgeneration vor der bisherigen ökologischen Benchmark zu liegen und so die Marktentwicklung für öko-effektive Lösungen zu forcieren“, sagt Reinhard Schneider, geschäftsführender Gesellschafter des Familienunternehmens.

Ob kompostierbare Windeleinlage, Schaum- und Klebstoff aus Pilzmyzel oder Hochleistungspolymer aus Luft und Treibhausgasen: Eines eint die Innovativen und Hersteller – sie wollen erfolgreich sein, ja wachsen, und das auf lange Zeit. Dazu setzen sie auf Rohstoffe, die sich nicht aufzehren, und Produkte, die ihre Kunden bedenkenlos nutzen können. Mit positivem Effekt für die Umwelt. „Die Logik war sehr imposant. Wenn wir Materialien nicht verbrauchen, sondern anderen Generationen ebenfalls zum Gebrauchen hinterlassen, haben wir keine Rohstoffprobleme mehr“, sagt Wolfgang Grupp, TRIGEMA Inh. W. Grupp e. K., Hersteller des weltweit ersten zu 100 Prozent kompostierbaren T-Shirts. „Ich dachte: Wenn das geht, will ich der Erste sein, der diese Innovation anbietet. So verstehe ich mich als Unternehmer und davon leben wir in einem Hochlohnland.“ Zwei Jahre dauerte die marktreife Entwicklung – seitdem wachsen die Umsätze stetig. Professor Braungart engagiert sich fast sein ganzes Leben für seine Vision der Nährstoffwirtschaft. Er findet Nachhaltigkeit, wie wir sie denken, langweilig, Müll zu produzieren, dumm und unser romantisches Schuldgefühl gegenüber „Mutter Natur“ das größte Hindernis für überfällige Innovation.

„Man braucht nicht nur eine Vision, sondern auch Durchhaltevermögen“

Interview mit Wolfgang Grupp, TRIGEMA Inh. W. Grupp e.K.

Wolfgang Grupp, TRIGEMA Inh. W. Grupp e.K.
Wolfgang Grupp, TRIGEMA Inh. W. Grupp e.K. Foto: Trigema

Herr Grupp, wie sind Sie dazu gekommen, das weltweit erste zu 100 Prozent kompostierbare T-Shirt auf den Markt zu bringen?

Vor etwa zehn Jahren kam Professor Braungart mit seinem Cradle to Cradle®-Konzept auf uns zu. Die Logik war sehr imposant. Wenn wir Materialien nicht verbrauchen, sondern anderen Generationen zum ebenfalls Gebrauchen hinterlassen, haben wir keine Rohstoffprobleme mehr. Ich dachte: Wenn das wirklich geht – wenn die Bio-Baumwolle und die Chemikalien, die das Institut uns für die Verarbeitung vorschlägt, tatsächlich komplett und gefahrlos verrotten – dann will ich der erste sein, der diese Innovation anbietet. Davon leben wir in einem Hochlohnland und so verstehe ich mich auch als Unternehmer. Am Standort Deutschland geht es nicht um Masse, sondern um Innovation.

Die Materialien wurden Ihnen also vorgeschlagen. Was war Ihre Herausforderung?

Wenn ich von etwas fasziniert bin, reicht das nicht. Es muss für die Zukunft auch einen Vorteil bringen, für die Umwelt und das Unternehmen. Wir mussten einiges in die Fertigung und das Lieferantenmanagement investieren, bis wir nach Cradle to Cradle®-Prinzipien produzierten. Da geht es vor allem um Energie- und Wassermanagement. Außerdem mussten wir Wege finden, den Rohstoff so zu bearbeiten und zu verstricken, dass auch das fertige Produkt Cradle to Cradle®-fähig bleibt. Man muss diese Textilien anders färben als die normalen. Der Stoff muss ganz anders behandelt werden, damit er hundertprozentig kompostierbar ist. Das ist schon aufwändig.

Wie kam Professor Braungart auf TRIGEMA?

Unser Vorteil ist, dass wir ausschließlich in Deutschland produzieren. Damit haben wir alle Fertigungsstufen unter einem Dach, können sie vollständig kontrollieren und haben keine Probleme mit der Sicherung von Sozialstandards entlang der Lieferkette. Das macht die Umsetzung von Cradle to Cradle® sicher einfacher.

Wie lange haben Sie experimentiert?

Wir haben etwa zwei Jahre gebraucht, bis die T-Shirts marktreif waren. Auf der Weltausstellung Expo 2010 in Shanghai waren wir mit dem ersten komplett kompostierbaren T-Shirt der Welt schon eine kleine Attraktion. Das Interesse wächst, nicht sprunghaft, aber konstant. Das ist wie bei jeder Innovation. Man braucht nicht nur eine Vision, sondern auch Durchhaltevermögen. Auch finanziell. Die ersten Serien haben wir in sehr kleinen Stückzahlen gefertigt; wir haben mit 30 angefangen. Heute fertigen wir pro Farbe und Größe Minimum 100 Stück.    

Haben es Textilhersteller leichter als beispielsweise technische Unternehmen, ihre Produkte Cradle to Cradle®-fähig zu machen?

Das weiß ich nicht. Es ist ja nicht nur eine Frage des Materials, sondern auch der Wirtschaftlichkeit und der Kundenwünsche. Innerhalb der Cradle to Cradle®-Linien sind wir modisch schon eingeschränkt. Wir können beispielsweise nicht alle angesagten Farben einsetzen, auch Pailletten, Stickereien oder andere Zierelemente sind nicht Cradle to Cradle®-zertifiziert. Bei anderen Produkten gibt es sicher andere Herausforderungen.    

Haben Sie selbst schon eines Ihrer Shirts kompostiert?

Selbstverständlich. Wir haben das zu Hause ausprobiert, eines eingegraben und hin und wieder nach dem Zustand geschaut. Nach sechs Monaten war es weg. Faszinierend. 

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Der Kompostierungsprozess

Die kompostierbaren T-Shirts von Trigema wurden bereits in der Produktentwicklung so gestaltet, dass sie am Ende ihrer Lebenszeit wieder als Nährstoff in den biologischen Kreislauf eingespeist werden können. Dazu müssen sie aus natürlichen Fasern bestehen, biologisch abbaubar und frei von toxischen Stoffen sein.

Isabel Bommer

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