Arbeitswelt & Karriere

Jobs von Morgen

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Automatisierung und künstliche Intelligenz verändern die Arbeit, aber sie bringen sie nicht zum Verschwinden. Bedingt ist der Wandel maßgeblich durch die Digitalisierung. Doch welche Jobs könnten in einer nicht allzu fernen Zukunft entstehen? Verschiedene Organisationen haben sich darüber Gedanken gemacht, etwa der US-amerikanische IT-Dienstleister Cognizant oder Microsoft gemeinsam mit dem britischen Beratungsunternehmen The Future Laboratory. HaysWorld stellt aus diesen Untersuchungen sechs interessante Tätigkeiten für Spezialisten vor.

Manager für Mensch-Maschine-Teams

  • Lage: Bislang arbeiten Menschen und Roboter in verschiedenen Welten – getrennt durch Schutzgitter und Lichtschranken. Künftig arbeiten Mensch und Roboter direkt zusammen. Zum Beispiel, indem der Roboter schwere Bauteile bewegt, die der Mensch dann nur noch montiert. Auch Schraubarbeitsplätze – eine weit verbreitete Tätigkeit in der Fertigung – lassen sich teilautomatisieren: Der Mensch setzt die Schrauben in die Gewinde ein, der Roboter zieht sie an. Die Arbeitsteilung in diesen gemischten Teams folgt einem klaren Muster: Der Roboter steht für Ausdauer, Präzision und Kraft, der Mensch für Urteilsvermögen, Flexibilität und Lösungskompetenz.
  • Profil: Auswahl, Gestaltung und Management von geeigneten Arbeitsumgebungen in der Fertigung, wo Menschen und Roboter kooperativ zusammenarbeiten.
  • Qualifikation: Kenntnisse in Verhaltenspsychologie oder Arbeitsorganisation sowie Kenntnisse in Robotik oder Produktion.
  • Bedarf: hoch

Analytiker für Quantencomputer

  • Lage: Der Bedarf an Rechenleistung steigt immer weiter; der Quantencomputer soll Abhilfe schaffen. Denn ein Quantencomputer kann eine sehr hohe Zahl von Aufgaben parallel abarbeiten und ist dadurch viel schneller als ein konventioneller Computer. Viele materialwissenschaftliche Fragen zum Beispiel könnten sich erst durch ihn beantworten lassen. So ist das Laden und Entladen von Elektrofahrzeugbatterien auf mikroskopischer Ebene sehr komplex und derzeit mangels Rechenleistung nur unzureichend simulierbar. Deshalb müssen die Entwickler Prototypen bauen, was Zeit und Geld kostet. Mit Quantencomputern, so die Hoffnung, werden künftig so realistische Simulationen möglich, dass die Prototypen entfallen können. Doch das ist Zukunftsmusik; heutige Quantencomputer sind selbst noch reine Forschungsprojekte – weit weg von einem universell verwendbaren Gerät. Trotzdem experimentieren inzwischen Unternehmen wie Volkswagen oder Daimler mit Algorithmen für Quantencomputer, um den künftigen Business-Nutzen abzuschätzen.
  • Profil: Entwicklung und Test von Quantencomputer-Algorithmen in Zusammenarbeit mit Business- und IT-Teams.
  • Qualifikation: Kenntnisse in Softwareentwicklung und Quantenphysik. Starkes Interesse an Forschung und maschinellem Lernen.
  • Bedarf: ungewiss

IoT-Datenspezialist

  • Lage: Das Internet der Dinge (IoT) und die Industrie 4.0 erzeugen gewaltige Datenmengen, deren Quellen Sensoren, Maschinen, Geräte, Fahrzeuge, Gebäude oder Menschen sein können. Die zentrale Frage für Unternehmen lautet: Wie lässt sich aus diesen Daten ein Business-Nutzen ziehen, der Services, Kunden und die Marke optimal miteinander verbindet? Dabei geht es nicht nur darum, aus großen Datenmengen bislang unerkannte kausale Zusammenhänge abzuleiten, sondern auf der Basis dieser Erkenntnisse gemeinsam mit anderen Unternehmensbereichen Dienstleistungen zu entwickeln, die bei den Kunden nachgefragt sind.
  • Profil: Entwicklung neuer kreativer Ansätze für die Nutzung und Verknüpfung von Daten; Erkennen, was in technologischer, soziokultureller und emotionaler Hinsicht geht und was nicht.
  • Qualifikation: ausgeprägtes analytisches Denken und starke kommunikative Fähigkeiten, verbunden mit unternehmerischem Denken. Die formale Qualifikation – ob eher technisch, betriebswirtschaftlich oder gar juristisch orientiert – ist nachrangig.
  • Bedarf: hoch

Business Development Manager für künstliche Intelligenz

  • Lage: So wie sich heute IT-Services zukaufen lassen, wird es künftig Service-Angebote auf der Basis von künstlicher Intelligenz (KI) geben. Die heutigen Mietangebote reichen vom reinen Speicherplatz für Daten bis zu Software, die tief in die betrieblichen Abläufe integriert ist. Ähnlich wird es künftig bei der KI sein: Ein einfaches Modul sortiert zum Beispiel Bilder nach bestimmten Kriterien, während ein komplexeres Modul Kunden klassifiziert und in eine Business-Anwendung integrierbar ist. Als Anbieter werden jene erfolgreich sein, die KI-Services von der reinen Rechenleistung bis zum vorkonfigurierten Business-Service gezielt anbieten können.
  • Profil: Definition, Entwicklung und Umsetzung von Programmen für Vertrieb und Business-Development-Aktivitäten.
  • Qualifikation: Erfahrung in Business Development, Produktmanagement, Key Account Management oder mit Partnerprogrammen. Kenntnisse auf Business-Level über Softwareplattformen für künstliche Intelligenz/maschinelles Lernen. Unternehmerisches Denken.
  • Bedarf: mittel

Manager für nachhaltige Beschaffung

  • Lage: Kunden achten zunehmend darauf, welche Folgen ein Produkt für Umwelt und Gesellschaft hat und ob sich ein Unternehmen sozial engagiert. Energie, Rohstoffe, Abfall und Arbeitsbedingungen sind typische Bereiche, in denen Unternehmen bereits bei der Beschaffung auf die Einhaltung der eigenen Nachhaltigkeitsrichtlinien achten. Die EU hat im Jahr 2014 eine Richtlinie verabschiedet, die Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet. Nach ihrer Umsetzung in nationales Recht gilt die Richtlinie seit dem vergangenen Jahr in Deutschland. Um sie einhalten zu können, ist zu erwarten, dass die großen Unternehmen früher oder später auch ihre Zulieferer zur Nachhaltigkeit verpflichten werden.
  • Profil: Prüfen, Nachverfolgen, Aushandeln und Erarbeiten von Verträgen für die Beschaffung in Übereinstimmung mit den Nachhaltigkeitsstandards der Stakeholder eines Unternehmens sowie dem nationalen Recht.
  • Qualifikation: Kenntnisse in der Definition und Gestaltung von Nachhaltigkeitsrichtlinien im Rahmen der Unternehmensziele. Fachlicher Hintergrund in Betriebswirtschaft oder Recht.
  • Bedarf: mittel

Kommunikationsspezialist für Digitalkultur

  • Lage: Social Media sind fester Bestandteil des Alltags, vor allem von jungen Menschen. Hierbei geht der Trend weg von textlastigen Informationen hin zu Bildern, Info-Grafiken, Icons oder Kurzvideos. Die Kommunikation wird dadurch zunehmend visuell – ein Trend, dem sich Unternehmen, Kultur- und Forschungseinrichtungen stellen müssen.
  • Profil: Aufbau neuer Verbindungen zu Digital Natives. Sehr schnelle Interaktion mit einem Massenpublikum in den sozialen Medien, um ernsthafte Themen visuell zu kommunizieren und um Marken eine visuelle Identität zu geben.
  • Qualifikation: Verständnis für zielgruppengerechte Kommunikation und die Möglichkeiten digitaler Technologien. Fachlicher Hintergrund in Kunst, Gestaltung, Werbung, PR oder Sprachen.
  • Bedarf: mittel

Anforderungsprofil für die Digitalisierung

Frank Schabel, Pressesprecher und  Head of Marketing/Corporate Communications bei der Hays AG
Frank Schabel, Pressesprecher und Head of Marketing/Corporate Communications bei der Hays AG Foto: Daniel Lukac

Mental kompetent und eher Generalist als Spezialist – was in der Arbeitswelt von morgen gefragt ist.

Soft Skills sind out – oder besser: der falsche Begriff, um auf die besonderen Anforderungen in der Arbeitswelt der Zukunft vorbereitet zu sein. Natürlich müssen Arbeitnehmer weiterhin – neben ihrer fachlichen Qualifikation – begeisterungs-, team- und kommunikationsfähig sein. Aber um mit dem raschen Wandel durch die Digitalisierung zurechtzukommen, bedarf es zusätzlicher Eigenschaften, die man als „mentale Kompetenzen“ bezeichnen könnte.

Das zeigt auch der HR-Report 2017, den Hays gemeinsam mit dem Institut für Beschäftigung und Employability IBE durchgeführt hat. An dieser empirischen Studie nahmen knapp 600 Führungskräfte aus Deutschland, Österreich und der Schweiz teil. Gefragt, wo sie den größten Handlungsbedarf bei Kompetenzerwerb und -vermittlung sehen, nannten sie am häufigsten folgende drei Punkte: die Bereitschaft, sich auf Veränderungen aktiv einzulassen; die Fähigkeit zum Umgang mit Komplexität; sowie die Fähigkeit, mit Unsicherheiten und Risiken umzugehen. Das geht weit über klassische Soft Skills hinaus. Erst mit diesen mentalen Kompetenzen wird sich ein fachlich qualifizierter Mitarbeiter erfolgreich den neuen Herausforderungen stellen können.


Doch damit nicht genug. Auch bei den Hard Skills zeichnet sich eine Veränderung ab, wie gemeinsame empirische Studien von Hays und dem Beratungsunternehmen Pierre Audoin Consultants zeigen. Untersucht wurden exemplarisch die drei Branchen Automobil, Banken und Pharma – das Ergebnis war immer dasselbe: Es gibt eine Tendenz zu Generalisten mit branchen- und themenübergreifender Erfahrung. Die Unternehmen präferieren sie vielfach gegenüber ausgemachten Branchen- und Themenspezialisten. Grund dafür ist auch in diesem Fall die Digitalisierung: Man traut dem einschlägig erfahrenen Generalisten eher als dem Spezialisten zu, sich flexibel auf neue fachliche Anforderungen einstellen zu können.

Frank Schabel

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Michael Vogel

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