Menschen & Meinungen

Female Entrepreneurship und Matching

Nur 21% aller Startups in Europa werden aktuell von Frauen gegründet. Woran das liegt und wie sich die Gründerszene diverser gestalten lässt, besprechen wir im Podcast mit der Gründerin von Businettes Claire Siegert.

Das Team von Businettes hat es sich zur Aufgabe gemacht, weibliche Gründerinnen auf ihrem Weg zur Unternehmensgründung zu begleiten und mit verschiedenen Angeboten zu unterstützen. Im zweiten Teil des Gesprächs erläutert die Gründerin, welche Parallelen sich zwischen dem erfolgreichen Matching zwischen Co-Foundern und dem zwischen Unternehmen und Kandidaten ziehen lassen und was sich etablierte Unternehmen von Startups beim Thema Recruiting abschauen können.

Haysworld

Hallo liebe Claire, schön, dass du heute im Hays-Podcast zu Gast bist. Möchtest du dich und dein Unternehmen „Businettes“ kurz vorstellen?

Claire Siegert

Sehr gerne, danke für die Einladung! „Businettes“ ist ein Gründerinnen-Hub von Gründerinnen für Gründerinnen. Unser Ziel ist es, so viele Frauen wie möglich dazu zu ermutigen an sich und ihre Geschäftsidee zu glauben und einfach loszulegen. Wir haben dazu in den letzten dreieinhalb Jahren verschiedene Services entwickelt: Zunächst ein Inkubationsprogramm, indem man Schritt für Schritt an seiner Geschäftsidee arbeiten kann und diese so weit ausarbeitet, dass am Ende ein Pitch-Deck entsteht. Mit diesem kann man dann potenzielle Investoren, Partner und Kunden ansprechen. Ebenso haben wir eine komplett kostenfreie Gründerinnen-Community gegründet, in der wir aktuell über 700 Gründerinnen haben, die sich täglich in verschiedenen Chats austauschen können. Wir haben dort auch regelmäßig Expertenworkshops. Zusätzlich gibt es seit diesem Jahr den Businettes-Club, wo man sich lokal mit Frauen in der eigenen Stadt vernetzten kann, die ebenfalls gründen. Damit wollen wir das Ökosystem stärken und ermöglichen, dass ein wirklicher Austausch und gegenseitige Unterstützung entstehen. Das sind die drei Hauptservices, die wir anbieten. Dabei verfolgen wir das Ziel, viele Frauen zu erreichen und ihnen Mut zu machen, sich in das Abenteuer zu stürzen und ihre Geschäftsidee auf die Straße zu bringen.

Haysworld

Vielen Dank, sehr spannend! Kannst du nochmal genauer darauf eingehen, was Euch beide dazu bewogen hat, „Businettes“ zu gründen. Welchen Impact und welchen Purpose habt ihr darin gesehen Euch in Richtung Female Entrepreneurship und Female Incubator zu entwickeln?

Claire Siegert

Die Idee zu „Businettes“ hatte meine Mitgründerin Victoria im Jahr 2015. Damals war ihr Gedanke, dass man Frauen miteinander in einem Team verbindet, in dem sie sich gegenseitig beim Gründen unterstützen können. Victoria hatte damals festgestellt, dass es sehr viele Männer in unserem Umfeld gab, die nach dem Studium einfach losgelegt haben mit dem Gründen und es viele Frauen in ihrem Umfeld gab, die eine großartige Geschäftsidee hatten, aber nichts daraus gemacht haben. Daraus entstand die Idee, diese Frauen zusammenzuführen, da aus den Gesprächen mit ihnen klar wurde, dass sie sich allein gefühlt haben und deshalb nicht starten wollten. So ist die Idee von „Businettes“ Stück für Stück entstanden. Aber richtig los ging es erst 2019, als wir gemeinsam das Unternehmen gegründet haben. Das war dann der finale Impuls. Aber unsere beiderseitige Motivation ist es, die Wirtschaft weiblicher zu gestalten und Frauen die Möglichkeit zu bieten, ihr volles Potenzial auszuleben und an sich und ihre Geschäftsidee zu glauben.

Haysworld

Du hast jetzt schon einige spannende Stichwörter zum Thema Female Entrepreneurship genannt, um den es im ersten Teil des Podcast gehen soll. Aktuell werden nur 21% aller Startups in Europa von Frauen gegründet. Was denkst du, auch in Bezug auf deine Erfahrungen der letzten vier Jahre als weibliche Gründerin, woran liegt es, dass die Startup-Welt so männlich dominiert und wenig divers aufgestellt ist?

Claire Siegert

Das hat auf jeden Fall einen historischen Hintergrund. Wenn man sich mal in der Wirtschaft umschaut, sind die meisten Führungspositionen von den männlichen Kollegen belegt und das zieht sich durch alle Bereiche durch. Gerade in der Gründung, wo man ein bisschen auf Risiko gehen muss und sich auch in unsichere Gefilde begibt, ist oft die Angst zu groß, dass man einen Fehler macht oder nicht genug abgesichert ist. Frauen sind häufig, auch wenn das schwer zu generalisieren ist, doch etwas risikoaverser und trauen sich dann schlicht und einfach nicht. Oft wird auch der Mangel an Kapital als Grund genannt, also dass der Zugang zu externen Geldern für Frauen schwieriger ist und dass Investoren eher in männliche Teams investieren. Da gibt es also verschiedene Gründe. Wenn man aber zurück zu den Anfängen einer Gründung geht, bevor man überhaupt Kapital sucht, dann ist die grundlegende Frage, traut man sich und vertraut man in sich selbst, dass man seine Idee umsetzen kann und diese auch gut genug ist.

Haysworld

Genau! Sich trauen und risikoaffin werden, um seine eigene Startup-Idee zu verfolgen. Das ist genau der Punkt, an dem ihr ansetzen wollt, oder?

Claire Siegert

 Richtig, ja!

Haysworld

Du hast VCs und Kapitalgebende angesprochen. Diese Themen spielen da sicherlich mit rein. Wenn wir nochmal einen größeren Rahmen spannen, was muss sich deiner Meinung nach innerhalb dieses Startup Ökosystems ändern? Und was kann konkret ein Female Incubator, wie ihr das jetzt mit Businettes seid, dazu beitragen, dass sich etwas ändert?

Claire Siegert

Was schön zu sehen ist, ist dass es nicht nur uns als Initiative gibt, die Frauen fördern oder die Female Founders dazu ermutigen, weiterzumachen und an sich zu glauben. Es gibt mittlerweile sehr viele Organisationen und ich glaube davon kann es auch nicht genug geben. Jeder spricht dabei in gewisser Weise eine andere Persönlichkeitsart an und dadurch wird dann über verschiedene Mittel und Wege aufgezeigt, dass es Wege gibt. Was sich also ändern muss, ist auf jeden Fall, dass der Zugang zu diesem „Was ist eigentlich der erste Schritt?“, vereinfacht wird. Eine wichtige Sache, die aktuell bereits angegangen wird, sind Programme, um weibliche Business Angels auszubilden. Damit nämlich mehr Kapital an Frauen geht, brauchen wir auch weibliche Investorinnen. An allen Ecken und Enden des Startup-Ökosystems muss das System weiblicher werden. Ich glaube aber wir gehen gerade in die richtige Richtung, wenn man sich mal anschaut, was es für verschiedene Initiativen gibt.

Zur kompletten Folge geht’s hier:

Hays unterstützt als offizieller Partner die Businettes Co-Founder Matching Event-Serie, welche angehende Gründerinnen dabei unterstützt, die passende Co-Gründerin zu finden. Alle Infos zur Event-Reihe gibt’s hier.

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