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10.08.22
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Arbeitswelt & Karriere

Female Leadership - Führe dich selbst zuerst

Lächelnde Frau
Getty Images (Ridofranz)

Früher sprach man im Kontext der weiblichen Sinnerfüllung oft von den drei Ks – Kinder, Küche, Kirche. Anna Lüttgen, Director Business Delivery bei Hays stellt dem gerne drei andere Ks gegenüber: Kraftakt, Karriere, Krisenmanagement. Denn gerade Frauen tragen oft tief in sich die Überzeugung, dass sie in wirklich jeder ihrer verschiedenen Rollen immer perfekt sein müssen.

Vor kurzem durfte ich im Rahmen des Hays-Blogs bereits meine Gedanken zum Thema Female Leadership und den damit verbundenen Chancen und Herausforderungen teilen. Gerne nutze ich hier die Möglichkeit, das Ganze noch etwas umfänglicher zu beleuchten. Vorab ist mir eines wichtig: Viele der von mir beschriebenen Erfahrungen gründen auf einer weiblichen Sichtweise – ich bin eben eine Frau. Dennoch glaube ich, dass sich alle Themen genauso bei Menschen jeden Geschlechts wiederfinden können.

Früher sprach man im Kontext der weiblichen Sinnerfüllung oft von den drei Ks – Kinder, Küche, Kirche. Ich stelle dem gerne drei andere Ks gegenüber: Kraftakt, Karriere, Krisenmanagement. Denn gerade Frauen tragen oft tief in sich die Überzeugung, dass sie in wirklich jeder ihrer verschiedenen Rollen immer perfekt sein müssen. Supermom und Wonderwoman in einem, quasi. Und auch in Geschichte und Literatur finden sich immer wieder Frauenbilder, in denen die eine oder andere Eigenschaft übertrieben idealisiert wird. Denken wir beispielsweise an Johanna von Orléans. Mutter Teresa. Oder auch Cersei Lannister, für die Fans von Game of Thrones unter uns. Glauben wir wirklich, diese Damen hätten jederzeit den perfekten Haushalt, die wohlerzogensten Kinder und die erfüllteste berufliche Laufbahn gehabt? Oder ist es nicht eher so, dass wir im Alltag alle nur mit Wasser kochen (um bei dem Küchenthema zu bleiben)? Ich finde es sehr wichtig, sich das regelmäßig klar zu machen, um nicht an den eigenen Ansprüchen zu verzweifeln. Insbesondere als Female Leader.

Frauenkarrieren sind so individuell, wie wir selbst es sind. Die einen machen die klassische Kaminkarriere, die anderen landen über verschiedene Um- und manchmal auch Irrwege am Ende bei ihrem Traumjob. Oder der Selbstständigkeit. Oder der Teilzeit. Oder einer ehrenamtlichen Aufgabe, die sie meist neben den vielen anderen Aufgaben und Rollen ihres Alltags meisterhaft bewältigen. Was wir auf jeden Fall häufig sehen, wenn wir auf weibliche Lebensläufe schauen: Anpassungsfähigkeit. Pragmatismus. Engagement. Aber durchaus auch einiges an Selbstkritik und Leidensfähigkeit. Anders kann ich mir zumindest ein manchmal langjähriges Verharren in unterqualifizierten, unterbezahlten und „untergewertschätzten“ Positionen nicht erklären.

Drei Kolleginnen in einer Besprechung © Hays Brand Portal

In diesem Zusammenhang habe ich von einem amerikanischen Freund einen wichtigen Satz gelernt: „The squeaky wheel gets the grease!“. Sinngemäß: Das quietschende Rad wird gefettet. Was so viel heißt wie: Sei auch mal laut und fordere Dinge ein. Davon geht die Welt nicht unter, und in der Regel auch keine stabile (Arbeits-)Beziehung kaputt. Und mit hoher Wahrscheinlichkeit wird man seine Interessen dadurch besser durchsetzen, als wenn man den Mund nicht aufmacht. Gerade Frauen tun sich oft sehr schwer darin, Forderungen aufzustellen. Im Namen anderer noch eher als im eigenen Interesse. Aber es fällt schwer. Und die Gesellschaft bewertet dies auch entsprechend: Sowohl Frauen als auch Männer empfinden fordernde Frauen häufig eher als schwierig denn als durchsetzungsfähig. Davon sollte man sich aber keineswegs abhalten lassen, sondern diese Wahrnehmung aktiv hinterfragen. Und – das kann ich aus eigener Erfahrung sagen – es einfach mal tun.

Leadership fängt bei jeder Person selbst an. Alle von uns sind ein Leader oder eine Leaderin – zunächst einmal der eigenen Person. Selbstachtsamkeit ist ein wichtiger, gerne unterschätzter Survival-Skill. Gerade zu Beginn der Pandemie 2020 habe ich das an mir selbst erlebt. Eigentlich hatte ich nicht viel auszuhalten. Sicherer Job, mit der Möglichkeit, während des gesamten Lockdowns remote zu arbeiten. Der Familie ging es gut. Kinder, die ich zu Hause hätte beschulen oder betreuen müssen, habe ich nicht. Dennoch war diese Phase eine der mental anstrengendsten in meinem Berufsleben. Eine Krisen-Videokonferenz nach der anderen. Sorge um die Lieben, die eigene Gesundheit, die Mitarbeitenden, die Wirtschaft – und keine wirkliche Möglichkeit, darauf irgendwie Einfluss zu nehmen. Außer „Wir bleiben zu Hause“ konnten und sollten wir ja nichts tun. Irgendwann im Sommer 2020 habe ich gemerkt, dass ich nur noch funktioniere, dass ein Tag in den anderen fließt, nur unterbrochen von den täglichen Meldungen des RKI. Das hat mich ausgelaugt, und ich spürte sehr deutlich, dass es so nicht weitergehen kann. Natürlich jammere ich hier auf extrem hohem Niveau, das ist mir klar. Trotzdem wusste ich, ich muss etwas tun, für mich. Und dann sah ich eines Tages auf Social Media eine Werbeanzeige für das Oxford Women‘s Leadership Programme. Und mir war sofort klar: das will ich! Plötzlich war da Vorfreude, Motivation und Begeisterung. Und allein das hat mir einen ordentlichen positiven Schub gegeben. Über die Inhalte und meine Lernerfahrung durfte ich bereits in einem vorangehenden Blog berichten. Daneben hat mich aber vor allem das Gefühl sehr beflügelt, endlich wieder eine Entscheidung getroffen zu haben, die mein eigenes Leben positiv beeinflusst.

Geschäftsfrau arbeitet am Laptop © Hays Brand Portal

Was ist nun meine Botschaft? Führe dich selbst, bevor du andere führst. Mach dir bewusst, dass deine Selbstführung sehr viel Einfluss auf dein Leben, deine Entscheidungen und dein Wohlbefinden hat. Achte darauf, was dir guttut, und setz dich nicht zu sehr selbst unter Druck. Und: wenn du für dich selbst ein guter Leader bist, dann kannst du das mit hoher Wahrscheinlichkeit auch für andere sein. Denn warum sollten die Dinge, die du an dir selbst erfolgreich ausprobierst, nicht auch in der Interaktion mit anderen funktionieren? Außerdem sorgt die Tatsache, dass du mit dir selbst weitestgehend im Reinen bist, in der Regel auch für eine deutlich positivere Ausstrahlung und eine höhere Selbstwirksamkeit. Schaffe ich persönlich das jeden Tag? Ganz sicher nicht. Aber ich versuche, es mir regelmäßig bewusst zu machen. Und teile diese Erfahrung gerne.

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Anna Lüttgen
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