Selbstmanagement & Wellbeing

Upskilling: Warum Unter­nehmen und Mit­arbeitende durch Weiter­bildung nur ge­winnen können

Die Corona-Pandemie hat die Arbeitswelt verändert – die Entwicklung von Talenten für die neuen Aufgaben konnte damit jedoch nicht Schritt halten.

Seit der Corona-Pandemie hat die Weiterqualifizierung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern weiter an Bedeutung gewonnen. Die Arbeitswelt hat sich schneller und fundamentaler verändert, als wir es jemals zuvor erlebt haben. Der digitale Wandel hat sich rasant vollzogen – die Entwicklung von genügend Talenten für die neue Aufgaben konnte damit jedoch nicht Schritt halten.

Es handelt sich dabei um ein Problem, das Führungskräfte in allen Sektoren und Wirtschaftszweigen angeht. Aufgrund der fortschreitenden Automatisierung müssen Arbeitskräfte immer seltener repetitive Aufgaben übernehmen. Arbeitgebende Unternehmen möchten deshalb die Fähigkeiten ihrer bestehenden Mitarbeitenden so verbessern, dass sie im Idealfall spezialisiertere Aufgaben übernehmen können. Doch auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben den Wunsch, sich weiterzuentwickeln. Viele suchen aktiv nach Möglichkeiten, die eigenen Fähigkeiten auszubauen. Gelingt es, diese beiden Tendenzen aufeinander abzustimmen, dann ist es Unternehmen in der Folge möglich, vorhandene Talente an sich zu binden – und gleichzeitig in der eigenen Belegschaft mehr Zufriedenheit und Engagement zu schaffen.

Unterdessen hat das Thema Nachhaltigkeit für uns alle weiterhin Priorität. Bei Hays haben wir festgestellt, dass das wachsende Verantwortungsbewusstsein im Finanzsektor zu einem deutlichen Anstieg der Zahl derjenigen Stellen führt, die sich mit ESG (Environmental Social Governance; zu Deutsch: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) beschäftigen. Parallel dazu wird der Bedarf an Fähigkeiten im Bereich Datenmanagement in der „Green Economy“ immer wichtiger. Mangelt es an Kandidatinnen und Kandidaten mit entsprechenden Kenntnissen, sind Fortbildungsmaßnahmen – also Upskilling – für die derzeitige Belegschaft eine ebenso offensichtliche wie sinnvolle Lösung.

Vor diesem Hintergrund haben Hays und Go1, ein E-Learning-Anbieter eine weltweite Umfrage durchgeführt. Das Ziel war es, die Lernbereitschaft von Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden zu ermitteln. Zu diesem Zweck haben wir beiden Gruppen Fragen zu ihrer Einstellung, Eignung und Verfügbarkeit hinsichtlich des Erlernens neuer Fähigkeiten gestellt. Wir wollten herausfinden, in welchen Bereichen Einigkeit besteht und wo es mögliche Diskrepanzen gibt.

In diesem Beitrag möchte ich Ihnen die Ergebnisse unseres Learning Mindset Reports 2022 vorstellen und Ihnen einige Ratschläge geben, wie Sie die Weiterqualifizierung Ihrer Mitarbeitenden unterstützen können.

Upskilling: Ungleichgewicht zwischen Arbeitgebenden und Beschäftigten

Die Weiterqualifizierung der gegenwärtigen Arbeitskräfte bringt ohne Zweifel zahlreiche Vorteile mit sich. Dennoch hat unsere Studie ergeben, dass es in der Tat ein Ungleichgewicht zwischen den Ansichten der Beschäftigten und deren arbeitgebenden Unternehmen gibt. In drei Punkten werden diese Unterschiede besonders deutlich.

1. Unsere Analyse hat gezeigt, dass Unternehmen nicht immer wissen, ob ihre Angestellten bereit sind, sich weiterzubilden. So gaben 83 Prozent der Beschäftigten an, Weiterbildungsmaßnahmen gegenüber „sehr aufgeschlossen“ zu sein. Von einer solchen Bereitschaft zum Upskilling gehen auf Seiten der Arbeitgebenden hingegen nur 48 Prozent aus. Unterschätzen Unternehmen also ihre Belegschaft? Oder gelingt es den Beschäftigten nicht, ihre Wünsche effektiv zu kommunizieren?

83 Prozent aller Beschäftigten sind „sehr aufgeschlossen“ gegenüber Weiterbildungsmaßnahmen. 48 Prozent aller Führungskräfte glauben, dass ihre Beschäftigten gegenüber Weiterbildungsmaßnahmen „sehr aufgeschlossen“ sind.

„Unsere Untersuchungen zeigen deutlich, dass die Mitarbeitenden gerne neue Fähigkeiten erlernen möchten“, so Chris Eigeland, Co-Founder von Go1. „Sie haben erkannt, dass Fortbildung, Weiterbildung und kontinuierliches Wachstum der Schlüssel zu beruflichem Aufstieg, größerer Arbeitszufriedenheit und zu neuen Karrieremöglichkeiten sind.“

2. Wir haben zudem festgestellt, dass Unternehmen, die ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zur Verfügung stehenden Weiterbildungs- und Lernressourcen weitaus besser einschätzen als die Beschäftigten selbst. Etwas mehr als die Hälfte der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bestätigte, dass sie angemessenen Zugang zu Lernmaterialien ihres Unternehmens hätten – doch bei den Arbeitgebenden lag dieser Wert bei 78 Prozent. 25 Prozent der Beschäftigten gaben sogar an, mit dem Weiterbildungsangebot ihres Unternehmens nicht zufrieden zu sein.

3. Bei der Frage, ob Unternehmen infolge der Pandemie mehr Lernressourcen zur Verfügung gestellt haben, gab es eine deutliche Diskrepanz zwischen den Gruppen: „Während von Mitarbeiterseite nur etwa ein Viertel der Befragten bestätige, dass dies der Fall ist, sind es bei den Arbeitgebenden doppelt so viele.

Fast die Hälfte (46 Prozent) der Unternehmen erklärte, seit der Pandemie mehr Lernressourcen angeboten zu haben. Dem stimmten jedoch nur 23 Prozent der Beschäftigten zu. Während Trends wie die digitale Transformation und der Fachkräftemangel bereits vor 2020 zu beobachten waren, lässt sich nicht leugnen, dass die Pandemie bei der Beschleunigung dieser Trends eine entscheidende Rolle gespielt hat. Die Weiterbildung der Arbeitskräfte ist sicherlich ein Lösungsansatz. Dennoch scheinen sich Unternehmen und Arbeitskräfte nicht einig darüber zu sein, welche Auswirkungen die Pandemie auf Lernstrategien hat.

43% der Beschäftigten und 47% der Unternehmen haben angegeben, dass sie während der Pandemie nicht mehr Lernressourcen zur Verfügung gestellt bekommen haben als vor der Pandemie.

Empfehlungen zur Verbesserung der Personalqualifizierung

Im Folgenden möchte ich einige Lösungen aufzeigen, wie Führungskräfte die ermittelte Diskrepanz korrigieren können.

1. Verankern Sie Weiterbildungsangebote in Ihrer Employee Value Proposition (EVP). Das Bedürfnis sich weiterzubilden ist eindeutig vorhanden. Bei Hays erkennen wir das durch die große Nachfrage nach Weiterbildungs-Angeboten: Der Learning Mindset Report hat noch deutlicher gemacht, wie weit verbreitet der Wunsch nach Weiterbildung ist.

Führungskräfte in Unternehmen sollten deshalb mit ihren HR-Teams daran arbeiten, Weiterbildungsangebote in ihre Employee Value Proposition (EVP) zu integrieren. Auf diese Weise stellen sie nicht nur sicher, dass Ihre Beschäftigten zufrieden sind, sondern auch, dass sie über die erforderlichen Fähigkeiten verfügen.

Meine Kollegin Sandra Henke schreibt zu dem Thema, dass laut einer Studie des Bildungsdienstleisters Lorman, 59 Prozent der Millennials angab, dass Entwicklungsmöglichkeiten bei der Entscheidung, ob sie sich für eine Stelle bewerben, sehr wichtig seien. Ferner seien 76 Prozent der Millennials der Ansicht, dass berufliche Entwicklungsmöglichkeiten einer der wichtigsten Aspekte der Unternehmenskultur sind.

Wer Weiterbildungsangebote nicht in seine EVP einbezieht, läuft demnach Gefahr, Talente nicht langfristig halten – oder gar nicht erst anwerben – zu können.

2. Entwickeln Sie ein Mentoring-Programm. Unser Report hat gezeigt, dass Mentoring-Programme weitgehend ungenutzt bleiben – doch wenn sie angeboten werden, erfreuen sie sich großer Beliebtheit. Nur 21 Prozent der Beschäftigten und 39 Prozent der Arbeitgebenden gaben an, dass es in ihrem Unternehmen ein Mentoring-Programm gibt. 66 Prozent der Beschäftigten und 76 Prozent der Unternehmen, die angaben, ein derartiges Programm anzubieten, zeigten sich damit zufrieden.

Darüber hinaus zeigte sich, dass die Mentoring-Programme durch die Pandemie nicht negativ beeinflusst wurden. So gab die Hälfte der befragten Arbeitgebenden sogar an, dass sich die Pandemie positiv auf das Programm ausgewirkt habe. Nur 18 Prozent der Beschäftigten und 20 Prozent der Unternehmen erklärten, die Pandemie habe negative Auswirkungen auf ihre Mentoring-Programme gehabt.

Im Wesentlichen profitieren alle Ebenen von dieser Art des Wissensaustauschs: Die jüngeren Angestellten, weil sie dadurch Zusammenhänge besser erkennen können. Die Führungskräfte, weil sie Einblicke in die Denkweise zukünftiger Kunden erhalten. Und die Unternehmen in Gänze, weil damit sichergestellt wird, dass wertvolles geistiges Eigentum an die gesamte Belegschaft weitergegeben wird.

3. Legen Sie lernorientierte Weiterbildungspläne fest. Unsere Studie ergab, dass 65 Prozent der befragten Unternehmen ihre Beschäftigten ermutigen, ihre Fähigkeiten regelmäßig während der Arbeitszeit zu verbessern. Darüber hinaus gaben 81 Prozent der befragten Unternehmen an, dass sie Personen mit der Absicht einstellen würden, sie am Arbeitsplatz weiterzubilden. Im Gegensatz dazu sagten allerdings nur 27 Prozent der Beschäftigten, dass ihr Unternehmen klare Weiterbildungskonzepte verfolgt.

Die Entwicklung eindeutiger Weiterbildungspläne für die Mitarbeiterschaft könnte dazu beitragen, einige der im Learning Mindset Report festgestellten Unstimmigkeiten zu beseitigen. Eine offene Kommunikation, um die bevorzugten Lernmethoden der Beschäftigten zu ermitteln, kann ebenfalls dazu beitragen, die bestmöglichen Lösungen zu identifizieren.

Die Tatsache, dass Angestellte so sehr daran interessiert sind, neue Fähigkeiten zu erlernen, ist ein positiver Aspekt, den sich Führungskräfte zunutze machen sollten. Der digitale Wandel schreitet unaufhaltsam voran, während der Fachkräftemangel noch immer anhält. Doch wenn wir unsere Weiterbildungsstrategien richtig gestalten, werden sowohl Unternehmen als auch Beschäftigte davon profitieren.

von Alistair Cox

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