Die Wechselbereitschaft im Job steigt

Immer mehr Menschen in Deutschland wechseln ihren Arbeitgeber, fast jeder dritte Stellenwechsel erfolgt mithilfe eines Personaldienstleistungsunternehmen. Bina Brünjes, Bereichsleiterin für Vermittlung in Festanstellung bei Hays, und Christian Borkowski, Managing Director im Bereich Festanstellung bei Hays, kommentieren die Studienergebnisse des Marktforschungsunternehmens Lünendonk und gehen dabei auch auf den Corona-Nachholeffekt und den Kandidatenmarkt ein.
Nach dem Beginn der Corona-Pandemie im Jahr 2020 wurde ein Nachholeffekt in puncto Wechselbereitschaft erwartet. Wie bewerten Sie die Ergebnisse?
Die Fluktuationsquote war 2021 deutlich höher als in den Jahren zuvor, das zeigt allein der Anstieg von 3,7 Prozent im Vergleich zu 2020 und fast fünf Prozent zu 2019. Man kann also sicherlich von einem Nachholeffekt sprechen, wie wir ihn auch erwartet haben.

2022 lässt der Nachholeffekt wieder nach, warum?
Die Fluktuationsquote liegt auch im Jahr 2022 noch über der Vor-Corona-Zeit. Dass die Wechselbereitschaft im Vergleich zu 2021 abgenommen hat, liegt sicherlich auch an den wirtschaftlichen Unsicherheiten, die seitdem aufgekommen sind (Inflation, Krieg, Wirtschaft). Nichtsdestotrotz zeigen die Ergebnisse, dass die Menschen grundsätzlich immer wechselbereiter werden.
In Zeiten des Fachkräftemangels haben Kandidatinnen und Kandidaten die Wahl. Mit welchen Jobangeboten überzeugt man?
Über die Hälfte der Berufstätigen strebt laut Studie eine Position mit Fach- und Führungsverantwortung an, besonders junge Menschen. Dabei locken neben einem höheren Verdienst auch die Gestaltungsmöglichkeiten. Die landläufige Meinung, dass jüngere Generationen keine Führungspositionen übernehmen wollen, kann somit nicht bestätigt werden und unterstreicht unsere Strategie, Expertinnen und Experten langfristig in ihrer Karriere zu beraten und zu begleiten.

Und doch muss man individuell auf Kandidatinnen und Kandidaten eingehen, oder?
Definitiv. Die Vorstellungen, was einen attraktiven Arbeitgeber ausmacht, gehen beispielsweise bei den verschiedenen Altersgruppen auseinander. Sicherheit und räumliche Nähe spielen bei den älteren Befragten eine größere Rolle, während bei den jüngeren Teilnehmenden ein gutes Betriebsklima sowie Flexibilität und Vereinbarkeit von Beruf und Familie wichtiger sind. Passgenaue Jobangebote mit den gefragten Rahmenbedingungen sind hier gefragt. Der Großteil der Stellenwechsler erhält während der Zusammenarbeit mit einem Personalvermittler drei Jobangebote, die müssen sitzen.
Wo sehen Sie zukünftig neue Chancen für Personaldienstleister?
Aufgrund des demografischen Wandels werden uns in Zukunft immer mehr Bereiche begegnen, in denen ein Mangel an Fachkräften herrscht. Ich bin mir sicher, dass Personaldienstleister daher eine immer größere Rolle spielen werden, indem wir mit Seiteneinsteigenden und nationalen sowie internationalen Expertinnen und Experten versuchen, diese Lücken zu schließen.
Quelle: Lünendonk-Studie 2023: Personalvermittlung in Deutschland 2021 und 2022. Ergebnisauszug
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Lünendonk-Studie 2023
Die zentralen Ergebnisse der Studie finden Sie hier:
https://www.hays.de/personaldienstleistung-aktuell/studie/luenendonk-personalvermittlung-in-deutschland-2021-und-2022?utm_medium=website&utm_source=haysworld.de&utm_campaign=aktuelles&utm_content=die_wechselbereitschaft_im_job_steigt