Zukunft & Innovation

#RC23 - zwischen Recruiting, Retention & HR-Tech

Auf dem #RC23 Festival gab es viele spannende Keynotes, Panels, Cases, Talks und Diskussionen
Anfang Juni versammelte sich die HR-Community auf dem #RC23 Festival, um sich über aktuelle Erkenntnisse und künftige Trends rund um die Themen Recruiting, Retention und HR-Tech auszutauschen.

Bei über 120 fachlichen Speakerinnen und Speakern mit inspirierenden Keynotes, Panels, Cases, Talks und Diskussionen stellte sich die Szene dem allgemeinen Fach- und Führungskräftemangel mit innovativen Denkansätzen und neuen Lösungen entgegen - zwei Tage lang gemeinsames Lernen, Netzwerken und Feiern - und Hays mittendrin.

Die schlechten Nachrichten: Nie lagen die gestellten Anforderungen an Unternehmen bzw. den Bereich HR/People & Culture höher. Die guten Nachrichten: Damit ist und bleibt eine erfolgreiche HR-Arbeit für Unternehmen wichtiger denn je.

Unsere Learnings kurz und knapp zusammengefasst:

  • Retention ist das neue Recruiting - bedeutet, für Organisationen liegen Recruiting und Retention in ihrer Wichtigkeit und Wertigkeit gleichauf. Die Bindung von Mitarbeitenden ist ein zentraler Erfolgsfaktor, um dem Fach- und Führungskräftemangel effektiv zu begegnen.
  • Der Weg eines modernen und zukunftsfähigen Recruitings in Unternehmen führt weg von klassischen Rollen- und Berufsbildern, während vielmehr die aufgabenrelevanten Skills und Kompetenzen sowie individuelle Bedürfnisse von Mitarbeitenden in den Fokus rücken.
  • Eine zukunftsfähige Unternehmenskultur spiegelt die Perspektive der Mitarbeitenden, stellt das Individuum in den Vordergrund und schafft gelebte Werte auf den Stützpfeilern der Vielfalt, Transparenz und des Vertrauens. Mehr dazu lesen Sie im Interview mit unseren Experten.

Das #RC23 hat uns deutlich gezeigt: Jedem ist das Problem bewusst, aber es wird zu wenig dagegen getan. Unternehmen fahren gut damit, nicht erst dann zu reagieren, wenn es schon zu spät ist. Es ist Zeit zu handeln, jetzt heißt es: Walk the Talk!

Wie das in der Praxis funktioniert und welche Erkenntnisse unsere Kolleginnen und Kollegen persönlich vom Event mitgenommen haben, beantworten sie im folgenden Interview.

Kai Lapöhn, Executive Consultant

Haysworld

Welche Erkenntnisse vom diesjährigen RC Festival nimmst du für die Zukunft im Recruiting mit?

Kai Lapöhn

Der Arbeitsmarkt der Zukunft dreht sich drastisch auf links und eine aufgewühlte See erfordert „Skipper-Qualitäten“. Das #RC23 fungiert als Epizentrum für innovative Lösungsansätze und praktische Guidance rund um HR und den Bereich People and Culture.

Orientierungshilfen, Handlungsempfehlungen sowie Vertrauen sind mehr denn je auch Grundpfeiler meines täglichen Schaffens - der Arbeitsmarkt ist vertrackt (nie wussten wir so viel wie heute, gleichsam hatten wir nie so viele Fragen). Meine Beobachtung: Gezielte Recruiting-Expertise durch externe Beratung unterstützt Unternehmen ihre Recruiting-Prozesse erfolgreicher zu gestalten

Denn aufwändige und teure Recruiting-Prozesse stehen immer höheren Fluktuationskosten gegenüber. Mein Zukunfts-Appell: Der Fokus sollte auf Retention liegen!

Haysworld

Welchen Mehrwert kann Gehaltstransparenz bieten? Siehst du im transparenten Umgang mit Gehältern einen wirksamen Hebel gegen den Fachkräftemangel?

Kai Lapöhn

In der heutigen Arbeitswelt gewinnt die Gehaltstransparenz zunehmend an Bedeutung. Das Thema kann sich für Organisationen verhältnismäßig komplex gestalten, allerdings zahlt eine wohl durchdachte Transparenz von Gehältern in Unternehmen direkt auf die Steigerung von Wettbewerbsfähigkeit im sog. „War for Talents“ ein – auf gleich mehreren Ebenen.

Gehaltstransparenz stellt beispielsweise eine Optimierung von Besetzungsprozessen sicher. Für die meisten Menschen bleibt das Gehalt nach wie vor eine Nummer-1-Information bei der Jobsuche/-findung. Die Angabe von Gehältern führt nachweislich zu wertvollerem Bewerbungsrücklauf, quantitativ sowie qualitativ. Der offene Umgang mit Gehaltsgrößen impliziert zudem ein vertrauensbasiertes Betriebsklima. Das steigert wiederum die Attraktivität einer Arbeitgebermarke.

Gewissheit und Transparenz können Gehaltsverhandlungen vereinfachen, die nachhaltige Motivation von Mitarbeitenden mittels klarer Entwicklungsperspektiven fördern sowie ein faires von Vertrauen geprägtes Umfeld begünstigen.

Kai hat auf dem RC Festival im Rahmen einer Keynote zum Thema „Gehaltstransparenz – Let´s talk about money or not“ gesprochen.

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Alexander Figgé, HR Strategy Senior Consultant RPO & Solutions Architect

Haysworld

Welche Erkenntnisse vom diesjährigen RC Festival nimmst du für die Zukunft im Recruiting mit?

Alexander Figgé

Ich habe gemerkt, dass sich der Spirit wahnsinnig verändert hat. Die HR-Welt, besonders das Recruiting, hat sich von einer administrativen Abteilung zu einer HR-Community entwickelt, die sich gegenseitig hilft, Wissen teilt und sich gemeinsam gegen die Herausforderungen der Zukunft stemmt. Es gibt sehr viele neue Ideen, wie beispielsweise HR-Tech Startups. Es wird mit KI experimentiert und eine gewisse Aufbruchsstimmung ist erkennbar. Ich sehe aber auch, dass viele Themen inhaltlich nicht neu sind, sondern vielleicht in einem anderen Format oder mit Technologie unterstützt bereits existieren. Da stellt sich natürlich die Frage , woran das liegt und warum diese Themen nicht schon flächendeckend umgesetzt wurde. Hier kann man nur spekulieren. Liegt es daran, dass auf den HR-Festivals nur HRler sind, aber der Transfer ins Unternehmen nicht gelingt? Liegt es daran, dass die handelnden Personen zwar den Impuls mitgenommen haben, aber noch mehr Unterstützung benötigen? Spannend ist jedoch, dass die Herausforderungen in Zukunft nicht kleiner, sondern ganz im Gegenteil, noch größer werden. Daher freue ich mich zu sehen, wie sich die HR-Welt und damit die Themen im kommenden Jahr entwickeln werden.

Haysworld

Wo muss der Fokus im Recruiting künftig liegen, um erfolgreich zu sein?

Alexander Figgé

Recruiting muss viel stärker den Menschen und seine Kompetenzen in den Mittelpunkt rücken. Das erfordert ein Umdenken, da wir gerade in Deutschland stark auf Zertifikate, Qualifikationen und Zeugnisse, welche die fachlichen Kenntnisse widerspiegeln, fokussiert sind. Genau diese fachlichen Kenntnisse, also das Angebot auf dem Markt, ist jetzt schon viel zu gering für die Nachfrage. Durch den demografischen Wandel wird das Angebot nochmals abnehmen. In der Zusammenarbeit mit anderen HR-Bereichen und eingebettet in alle anderen HR-Instrumente wie der Personalplanung, -beurteilung und -entwicklung, kann das Recruiting dort einen Mehrwert leisten, wo intern keine Kompetenzen vorhanden sind, sondern diese von extern Ressourcen in das Unternehmen gebracht werden.. Dieser ganzheitliche Ansatz kombiniert mit sinnvollen technologischen Lösungen kann Organisationen dabei helfen in Zukunft die Kompetenzen im Unternehmen zu haben, die benötigt werden.

Alex hat auf dem RC Festival im Rahmen einer Keynote zum Thema „Recruiting ist tot – lang lebe das Recruiting“ gesprochen.

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Jurij Graf, Senior Department Manager, Permanent IT

Haysworld

Welche Erkenntnisse vom diesjährigen RC Festival nimmst du für die Zukunft im Recruiting mit?

Jurij Graf

Das Recruiting der Zukunft ist unkonventionell und digital. Klassische Jobbeschreibungen werden verschwinden. Die Person wird viel mehr in den Vordergrund rücken und anhand bestehender Qualifikationen und Kompetenzen ins Unternehmen eingegliedert werden. In dem Zuge wird der persönliche Kontakt direkt zu Beginn eines Bewerbungsprozesses immer wichtiger, da wir nicht mehr in Silos denken dürfen und die „klassischen Bewerbungsunterlagen“ zweitrangig werden. Die Digitalisierung wird die Rekrutierungsprozesse beschleunigen und einen neuen Standard ins Sachen Effizienz setzen.

Haysworld

Welche Besonderheiten gibt es beim Tech Recruiting in Bezug auf Recruiting-Kanäle, -Tools und – Methoden im Gegensatz zu anderen Zielgruppen/Branchen? 

Jurij Graf

Das Tech Recruiting der Zukunft spielt sich immer weniger auf den klassischen Jobportalen ab. Die Spezialistinnen und Spezialisten aus dem Tech-Bereich waren die erste große Zielgruppe in der Debatte um den Fachkräftemangel. Entsprechend ist der Markt unglaublich umkämpft und das Recruiting/Sourcing weitaus proaktiver, im Vergleich zu anderen Branchen und Zielgruppen. Der „Kampf“ um die Talente spielt sich mehr und mehr auf den großen Social-Media-Plattformen ab. Entsprechend ist auch die Positionierung als Arbeitgebermarke auf diesen Plattformen ein Muss, wenn man im Wettbewerb um die Talente mithalten möchte.

Des Weiteren ist die deutsche Tech-Branche  auf Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen. Hier benötigen wir ein Umdenken der Unternehmen und mehr Flexibilisierung bei der Einstellung von Tech-Spezialistinnen und -Spezialisten.

Jurij hat auf dem RC Festival am Panel „Tech Recruiting: Tipps, Tricks & Fails teilgenommen.

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Carlos Frischmuth, Managing Director

Haysworld

Welche Erkenntnisse vom diesjährigen RC-Festival nimmst du für die Zukunft im Recruiting mit?

Carlos Frischmuth

Die erste Erkenntnis ist, dass Recruiting allein nur eine Hälfte der Medaille ist und, dass wir die wachsenden Herausforderungen im Recruiting zugleich im Kontext der Bindung von Beschäftigten denken müssen: Recruit & Retain als Tandem!

Zudem reift aus meiner Sicht die Erkenntnis, dass wir uns im Recruiting von standardisierten Job-Profilen entfernen und hin zu kompetenzorientierten Rollenprofilen entwickeln müssen, bei denen es mehr Spielraum - auch beim Einsatz im Unternehmen - gibt. Zwar sind wir davon noch weit entfernt, wenn es aber zunehmend schwieriger wird, „fertige Kandidatinnen und Kandidaten“ mit

richtigem Job-Match zu finden, müssen wir beginnen, Jobs zu dekonstruieren, um so wieder in die „Matching-Zone“ zu kommen. Übrigens ist damit der Arbeitsauftrag für Organisationen jeglicher Art für eine deutlich verstärkte Aus- und Weiterbildung – Stichwort Re- und Upskilling – in der Erkenntnis schon inkludiert.

Haysworld

Wie lässt sich Assessment in Zeiten des Fachkräftemangels nutzen, um die passenden Kandidaten anzusprechen?

Carlos Frischmuth

Assessments und Einstellungstests jeglicher Art genießen keinen guten Ruf. Zu Unrecht! Denn bei der Vielfalt der heutigen Jobs brauchen wir sowohl auf Arbeitgeberseite als auch auf der Seite der Job-Suchenden ein besseres Verständnis darüber, was zueinander passt. Genau hierzu sind Assessments und Eignungstests in unterschiedlichen Ausprägungen hilfreich. Versetze ich mich in die Position eines Bewerbenden, dann ist es doch sehr hilfreich, wenn ich mich mit Hilfe eines Self-Assessments besser einschätzen kann und damit auch eine gezieltere Jobauswahl treffen kann.

Wir haben bei Hays beispielsweise gerade für Young Talents ein einfaches Tool programmiert: https://skillfinder.hays.de/pages/start/

Natürlich können und werden Tests und Assessments jeglicher Art niemals gute Bewerbungsgespräche ersetzen, sondern sie sollen und können diese ergänzen, um beiden Seiten idealerweise dabei zu helfen, die richtige Job-Entscheidung zu treffen. Der Grundgedanke sollte sein, beim Job-Match nicht zu viel im Trial & Error Modus unterwegs zu sein, denn das kann bei Menschen auch zu Frustration und Selbstzweifel führen. Wir sollten die Synergien aus Assessments und persönlichen Interviews in einem wertschätzenden Recruiting-Prozess nutzen und kein Schwarz-Weiß-Denken anwenden, wie es leider oft geschieht.

Carlos hat auf dem RC-Festival am Panel „PANEL Ist Assessment in Zeiten der Arbeiterlosigkeit noch zeitgemäß?“ teilgenommen.

Zur Aufzeichnung geht’s hier.

Den einzigartigen Netzwerkcharakter sowie Short-Interviews haben wir in unserem Aftermovie eingefangen.

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