Arbeitswelt & Karriere

Jetzt umsteuern: Von Recruiting zu Retainment!

Das Thema Recruiting wird auch 2023 weiterhin wichtig bleiben. Aber: Im Rückblick auf die letzten zwei Jahre scheint es, als sei über den Fokus auf Recruitment ein anderes Thema in den Hintergrund getreten: das Retainment.

2022 stand für viele Unternehmen ganz im Zeichen der Mitarbeitendengewinnung – nicht zuletzt als Folge der Pandemie, die vielerorts von Einstellungsstopps oder gar Stellenabbau geprägt war. Das hat Lücken hinterlassen, die mit Ende der Pandemie schnell geschlossen werden mussten. Dieser Trend ist auch noch nicht abgeschlossen. Das Thema Recruiting wird auch 2023 weiterhin wichtig bleiben. Aber: Im Rückblick auf die letzten zwei Jahre scheint es, als sei über den Fokus auf Recruitment ein anderes Thema in den Hintergrund getreten: das Retainment.

Warum Retainment gerade jetzt so wichtig wird

Bei Hays sind wir der Überzeugung, dass Retainment aus einer ganzen Reihe von Gründen zu einem der wichtigsten Themen überhaupt werden wird – nicht nur im Jahr 2022, sondern für das gesamte Jahrzehnt.

Fachkräftemangel: Der Fachkräftemangel ist in aller Munde und auch hier ganz vorne mit dabei – es ist keine Lösung, dringend gesuchte Fachkräfte aufwendig zu rekrutieren, wenn diese nach kurzer Zeit im Unternehmen wieder weiterziehen. Gleichzeitig ist damit zu rechnen, dass der Wettbewerb Ihren besten Ressourcen immer attraktivere Angebote macht. Was sind die Gründe, weshalb diese Mitarbeitenden bei Ihnen bleiben?

Optimiertes Recruitment: Die meisten Unternehmen haben in den letzten Jahren ihre Recruiting-Pipeline optimiert (nicht wenige mit unserer Unterstützung). Die sprichwörtlichen "low hanging fruits" sind oft abgeerntet, weitere Prozessoptimierungen kosten immer mehr und bringen immer weniger. Die andere Seite der Medaille, das Retainment, ist jedoch in letzter Zeit nicht mit derselben Energie angegangen worden. Schon die schlichte Bereitschaft, sich gezielt damit auseinanderzusetzen, verspricht einfache, schnell implementierte Änderungen mit dem Potential zur großen Wirkung.

Das Ende der Pandemie und steigende Wechselbereitschaft bei Mitarbeitenden: In Krisen werden Menschen konservativer, weniger experimentierfreudig und weniger risikoaffin. 2019 und in den kommenden Jahren waren die Konsequenzen der Pandemie unabsehbar. Der Zeitgeist war voll der Sorge um die Sicherheit des eigenen Arbeitsplatzes. Wer sich vor Kündigung und Stellenabbau sicher wähnte, blieb. Die Pandemie ist (zumindest in Deutschland und zumindest gefühlt) vorbei. Und es ist zu vermuten, dass die, die eine Veränderung in ihrem Leben aufgeschoben haben, jetzt erst recht Lust auf einen Wechsel haben.

Vorsicht vor veraltetem Wissen

Retainment ist kein neues Thema. Unternehmen haben sich schon immer Gedanken darüber gemacht, wie sie ihre wichtigen Ressourcen halten können. Das Thema ist Gegenstand von Büchern, Fortbildungen und Seminaren – das Internet ist voller Top 10-Maßnahmen zur Mitarbeitendenbindung. Das Problem: Viel Wissen, das hier vermittelt wird, veraltet zunehmend. Beständig drängen neue Generationen auf den Arbeitsmarkt. Neue Generationen mit neuen Wertvorstellungen und neuen Lebensentwürfen. Wir dürfen unsere Retainment-Strategien aber nicht darauf aufbauen, warum Mitarbeitende vor 20 Jahren nicht das Unternehmen wechselten, vielmehr müssen wir in Erfahrung bringen, warum Mitarbeitende sich heute zum Bleiben entscheiden.

Deshalb haben wir Retainment in den Fokus unseres HR-Reports 2023 gestellt.

Ergebnisse aus unserem Hays HR-Report 2023

Im Folgenden einige interessante Einblicke aus dem HR-Report 2023.

Das Thema Vergütung: Vergütung war und ist schon immer ein wichtiger Faktor der Mitarbeitendenbindung. Nur wenige würden nicht ins Grübeln kommen, wenn sie anderswo für ähnliche Arbeit 25 %, 50 %, 100 % oder auch 300 % mehr verdienen könnten. Unser HR-Report zeigt jedoch, dass es bei dem Thema um mehr geht als nur die absolute Höhe des Gehalts im Vergleich zu marktüblichen Gehältern. Weitere wichtige Punkte sind das Gefühl, die eigene Entlohnung sei angemessen sowie der Wunsch nach transparenten Gehaltsstrukturen. Ebenfalls sehr beliebt ist die Idee, Mitarbeitende am Unternehmenserfolg zu beteiligen.

Führungsstil als entscheidender Faktor: Der häufigste Grund, aus dem Mitarbeitenden ein Unternehmen verlassen, ist eine als unzureichend empfundene Entlohnung. Direkt dahinter steht das schlechte Verhältnis zu einer Führungskraft. Anders gesagt: Das Verhältnis zur Führungsebene ist einer der kritischen Faktoren, der die Bindung zum Unternehmen irreparabel beschädigen kann. Ergebnisse wie dieses unterstreichen noch einmal, dass soziale Kompetenz zu den Kernkompetenzen von Führungskräften gehören sollten. Noch eine Empfehlung: Schaffen Sie Ansprechstellen im Unternehmen, an die sich Mitarbeitende wenden können, um sich bei Konflikten mit ihrem Führungspersonal unterstützen zu lassen. Sorgen Sie dafür, dass diese Ansprechstelle als fair und neutral wahrgenommen wird.

Emotionale Bindung an das arbeitgebende Unternehmen: Bei diesem Punkt beobachten wir in unserem HR-Report 2023 den deutlichsten Generationeneffekt. Je älter die Befragten, desto wichtiger ist die klassische Bindung an ein Unternehmen als Institution. Hier spielen zum einen objektive Faktoren (Gehalt, Benefits) eine Rolle, aber auch eine gewisse arbeitsethische Grundhaltung, ein Gefühl der moralischen Verpflichtung gegenüber dem Unternehmen – dieses gibt mir Arbeit, dafür bekommt es meine Loyalität.

Bei jüngeren Befragten tritt im Vergleich dazu die emotionale Bindung an das Unternehmen in den Vordergrund – hier fühle ich mich wohl, hier gehöre ich hin.

Fazit: Der Unterschied zwischen gut und spektakulär erfolgreich

Die Basis jeder erfolgreichen Retention-Strategie hat sich in den letzten Jahren nicht geändert: Entlohnen Sie Ihre Mitarbeitenden markgerecht, angemessen, fair und transparent. Schaffen Sie eine Arbeitsatmosphäre, in der sich Ihre Mitarbeitenden wohl fühlen und investieren Sie in „gute“ Führung. Das ist und bleibt die Basis für eine gute Retention-Strategie. Wenn Sie keine gute, sondern eine spektakulär erfolgreiche Retention-Strategie wollen, dann müssen Sie weitergehen. Einige Nuancen, auf die es sich lohnt einzugehen, habe ich hier bereits angerissen, weitere finden Sie im HR-Report 2023. Einige Dinge sind jedoch schon klar: Die Herausforderung, vor der Unternehmen die nächsten Jahre stehen werden, ist Empathie. Gewinnen wird, wer besser versteht, warum Mitarbeitende bleiben wollen. Und: Während es beim Recruiting viel um Versprechen geht, dreht sich beim Thema Retention alles um gelebte Wirklichkeit. Wie geht es Ihren Mitarbeitenden bei Ihnen? Sind sie angekommen oder auf der Durchreise?

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