Mission „Back to Office“: So gelingt es!

Hand aufs Herz: Wie oft sind Sie in letzter Zeit ins Büro gegangen und hatten das Gefühl, eine Geisterstadt zu betreten? Seit einigen Jahren arbeiten Mitarbeitende verstärkt von zu Hause aus. Die Auswirkungen auf viele Büros und Unternehmenskulturen auf der ganzen Welt sind für viele Führungskräfte spürbar.
Es überrascht daher nicht, dass sich einige große Unternehmen zuletzt in den Schlagzeilen wiederfanden, weil sie ihre Richtlinien für hybride Arbeitsformen angepasst haben. Im Januar beispielsweise ordnete Bob Iger, CEO von Disney, an, dass hybrid arbeitende Angestellte „von Montag bis Donnerstag persönlich in den Firmenbüros anwesend“ sein müssen. Auch Reed Hastings, CEO von Netflix, hat sich schon des Öfteren kritisch über das Arbeiten aus dem Homeoffice geäußert.
Die Mehrheit der Unternehmen arbeitet nach wie vor mit hybriden Arbeitsformen. In den letzten Monaten geht die Tendenz jedoch in die Richtung, dass die Mitarbeitenden einen größeren Teil ihrer Zeit im Büro verbringen. Diese Veränderung, von vielen Führungskräften auf der ganzen Welt angestoßen, zielt nicht darauf ab, die flexible Arbeitsroutine der Mitarbeitenden zu beeinträchtigen. Vielmehr geht es darum, diejenigen Vorteile der Präsenzarbeit stärker zu nutzen, die sich zu Hause nur schwer umsetzen lassen – etwa eine intensivere Zusammenarbeit und mehr Kreativität, eine gesündere Unternehmenskultur sowie ein besseres Onboarding-Erlebnis für neue Arbeitskräfte.
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Trotzdem sollten Führungskräfte mit Bedacht vorgehen, bevor sie drastische Änderungen an ihrer Strategie für hybride Arbeitsformen vornehmen. Die Arbeit aus dem Homeoffice hat es vielen von uns ermöglicht, das Leben neu zu organisieren und die Vorteile zu genießen, die größere Flexibilität nun einmal mit sich bringt.
Ein kürzlich erschienener Artikel auf LinkedIn News UK verdeutlicht den Disput zwischen Beschäftigten und Führungskräften bei diesem Thema. So hat eine aktuelle Umfrage ergeben, dass drei Viertel der Londoner Erwerbstätigen ihren Job aufgeben würden, wenn sie wieder Vollzeit in einem Büro arbeiten müssten. Ein ähnliches Stimmungsbild ergab eine weltweite Umfrage auf der LinkedIn-Seite von Hays, in der die Teilnehmenden nach ihrem bevorzugten Arbeitsort gefragt wurden. Bei insgesamt 55.192 Antworten entfielen 57 Prozent der Stimmen auf ein Hybridmodell, während 29 Prozent der Befragten vollständige Fernarbeit bevorzugten. Nur 9 Prozent sprachen sich für 100-prozentige Büroarbeit aus.
Sollten Sie auch über die Möglichkeit nachdenken, Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus dem Homeoffice zurückzuholen, dann ist eines von entscheidender Bedeutung: Sorgen Sie dafür, dass die Beschäftigten die Präsenzarbeit als Mehrwert begreifen. Vor diesem Hintergrund befasse ich mich nachfolgend mit der „Workplace Value Proposition“ – dem Wertversprechen am Arbeitsplatz.
Workplace Value Proposition: Was ist das eigentlich?

Die Workplace Value Proposition (WVP) ist nicht mit der Employee Value Proposition (EVP; Wertversprechen für Mitarbeitende) gleichzusetzen – es handelt sich eher um eine Erweiterung derselben. Wir bei Hays unterstützen Unternehmen dabei, ihre EVP-Strategien zu entwickeln und zu optimieren. Sandra Henke, Global Head of People and Culture bei Hays, hat bereits darüber geschrieben, wie Unternehmen ihre EVP verbessern können.
Die WVP hingegen bezieht sich ausschließlich auf den physischen Raum, in dem Ihre Mitarbeitenden untergebracht sind. In einem Artikel beschreibt Talos360: „Ihre Workplace Value Proposition ist die Summe der Werte, Anreize und Maßnahmen, die den physischen Arbeitsbereich für Ihre Mitarbeitenden attraktiv machen. Dazu gehören die Lage Ihres Unternehmens ebenso wie die Einrichtung und Ausstattung der Büroräume sowie eventuelle Zusatzleistungen.“
Mit anderen Worten: Wollen Sie Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zur Präsenzarbeit bewegen, dann müssen Sie dafür Sorge tragen, dass ihnen im Rahmen ihrer täglichen Arbeit ein Mehrwert entsteht.
Darum ist Ihre Workplace Value Proposition ein entscheidender Faktor
Wer über eine starke WVP verfügt, hat letztlich bessere Chancen, Mitarbeitende zur Rückkehr ins Büro zu bewegen. Das birgt eine ganze Reihe klarer Vorteile.
Die direkte Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen fördert die Kreativität und stärkt den Zusammenhalt. Ob beim Brainstorming mit dem Team oder beim spontanen Gespräch auf dem Büroflur: Interaktionen wie diese können die Belegschaft dazu inspirieren, mit einer anderen Perspektive auf anstehende Aufgaben zu blicken.
Ihre WVP ist außerdem ein wichtiges Instrument zur Erhaltung bzw. Verbesserung der Unternehmenskultur. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir alle – unabhängig vom Karrierelevel – für die Gestaltung und Aufrechterhaltung unserer Unternehmenskultur verantwortlich sind. Diese sollte die Werte des Unternehmens widerspiegeln und letztlich dafür sorgen, dass Menschen Spaß daran haben, zu arbeiten – und gerne ins Büro kommen, um mit ihren Kolleginnen und Kollegen Zeit zu verbringen.
Eine starke WVP kann außerdem dazu beitragen, neue Arbeitskräfte zu gewinnen und dauerhaft zu binden. Denken Sie daran, dass der erste Eindruck zählt und auch Ihr Onboarding-Prozess eine wichtige Rolle dabei spielt, die richtigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu halten. Persönliche Lernprozesse sind beim Einstieg in eine neue Position von großer Bedeutung. Das Zusammensein und der Austausch mit anderen Menschen beim Erlernen neuer Fertigkeiten führt zu einem unbewussten Transfer von Ideen, Kenntnissen, Erfahrungswerten und sogar Hard Skills. Neue Mitarbeitende am physischen Arbeitsplatz einzusetzen, heißt auch, ihnen die Möglichkeit zu geben, in direkten Kontakt mit Stakeholdern sowie Teamkolleginnen und -kollegen zu treten, eine Verbindung zu ihnen aufzubauen und sich auf die neue Unternehmenskultur einzustellen.
So verbessern Sie Ihre Workplace Value Proposition:
1. Finden Sie heraus, wie die derzeitige Arbeitskultur in Ihrem Unternehmen aussieht und fragen Sie sich, wie Sie diese zukünftig gestalten möchten. In einem früheren Beitrag habe ich bereits darüber geschrieben, wie wichtig es ist, bestimmte Bereiche Ihrer Kultur zu akzentuieren, um sie an die Arbeitswelt nach der Corona-Zeit anzupassen. Einige Beispiele dafür sind etwa ein ausgeprägtes Engagement für Weiterbildungsmaßnahmen, die Einbeziehung aller Beschäftigten sowie ein deutlicher Fokus auf deren Wohlbefinden
Wir wissen aus früheren Hays-Studien, etwa dem Learning Mindset Report von 2022, dass Weiterbildungsmöglichkeiten für viele Menschen einen hohen Stellenwert besitzen. Schulungen im eigenen Unternehmen durchzuführen, kann sich deshalb als Vorteil erweisen – denn sie haben das Potenzial, Ihren Beschäftigten einen Mehrwert am Arbeitsplatz zu bieten.
Warum nicht auch mal im Büro Events veranstalten, die Ihre Arbeitskultur ausdrücklich zelebrieren? Ich selbst bin immer stolz darauf, wie wir bei Hays wichtige Ereignisse wie den Internationalen Frauentag oder auch den Pride Month würdigen. Wir schaffen damit eine integrative Kultur, die das Wohlbefinden der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fördert.
Nicht zuletzt spielen die physischen Büroräume eine wichtige Rolle für die Unternehmenskultur.
2. Stellen Sie fest, ob Ihr Büro für diesen Zweck geeignet ist. Wenn Zusammenarbeit wichtig ist, um die Kreativität Ihrer Mitarbeitenden zu fördern – sind die Räumlichkeiten dann auch entsprechend darauf ausgerichtet? Gibt es Pausenbereiche oder Besprechungsräume, von denen sich die Teams motiviert und inspiriert fühlen?
Von den Räumlichkeiten einmal abgesehen: Wie steht es bei Ihnen mit der richtigen Technologie? Auch wenn Sie möchten, dass Ihre Angestellten wieder regelmäßiger vor Ort sind, wird hybrides Arbeiten nicht mehr völlig verschwinden. Verfügt Ihr Büro nicht über die nötigen Technologien, um Besprechungen mit Mitarbeitenden in Präsenz und im Homeoffice abzuhalten, werden Sie Schwierigkeiten damit haben, Ihre Belegschaft zu motivieren. In einem früheren Beitrag habe ich bereits über die Notwendigkeit moderner Technologien geschrieben und analysiert, wie sich das Phänomen „Proximity Bias“ umgehen lässt.
3. Sorgen Sie dafür, dass alle Onboarding-Prozesse in Präsenz stattfinden. Sobald Sie sich um all die oben beschriebenen Punkte gekümmert haben, sollten Sie ein System einrichten, das sicherstellt, dass alle neuen Mitarbeitenden persönlich im Büro eingearbeitet werden.
Mission „Back to Office“: Die nächsten Schritte
Die Belegschaft zur Rückkehr ins Büro zu bewegen, stellt für Führungskräfte ohne Zweifel eine große Herausforderung dar. Doch es kommt entscheidend darauf an, wie Sie Ihren Mitarbeitenden die Präsenzarbeit schmackhaft machen. Niemand möchte jeden Tag ins Büro fahren, um dort allein an Zoom- oder Teams-Calls teilzunehmen. Schon gar nicht, wenn man das Gefühl hat, dass man diese Aufgaben genauso gut aus den eigenen vier Wänden erledigen könnte.
Beziehen Sie Ihre Mitarbeitenden ins Gespräch ein und nehmen Sie etwaige Bedenken ernst, denn sie sind ein wichtiger Teil der Entscheidungsfindung. Ich habe festgestellt, dass ein Großteil der Menschen sehr gut versteht, wie bedeutend es ist, mehr Zeit miteinander zu verbringen. Und auch Sie als Führungsperson möchten schließlich, dass Ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gerne ins Büro kommen und nicht das Gefühl haben, dazu gezwungen worden zu sein.
Ich bin sicher: Wenn Sie diese Themen angehen, können Sie die Vorteile der neuen Arbeitsweisen, die wir alle in den letzten Jahren kennengelernt haben, auch wirklich nutzen.