Zukunft & Innovation

Wer hat's erfunden?

Schweiz, Platz 1 in puncto Innovationskraft.
Foto: © Adobe Stock
Klein, aber oho: Im Global Innovation Index belegt die Schweiz seit 2011 unangefochten Platz 1 in puncto Innovationskraft – mit deutlichem Vorsprung zu großen europäischen Industrienationen wie Deutschland oder Frankreich. Wie gewinnt man die Weltmeisterschaft der Erfinderinnen und Erfinder?

Frankreich ist Fußballweltmeister. Im Global Innovation Index (GII) liegt die zweitgrößte europäische Wirtschaftsnation dagegen nur auf Platz 12 – hinter China und vor Japan. Die internationale Rangliste der Innovationsfähigkeit wird jährlich von der Weltorganisation für geistiges Eigentum, englisch: World Intellectual Property Organization (WIPO), mit Sitz in Genf veröffentlicht.

Exportweltmeister Deutschland schafft es im Ranking seit 2016 regelmäßig in die Top 10, wo sich jedoch auch einige deutlich kleinere Volkswirtschaften erfolgreich behaupten. An der Spitze der Tabelle thront seit zwölf Jahren ununterbrochen die Schweiz: ein Bergland mit einer Bevölkerung von 8,8 Millionen, bekannt für Käse, Taschenmesser, Uhren, Banken und – wenn man der Werbung glaubt – Erfinder des Kräuterlutschbonbons. Das innovationsstärkste Land der Welt?

Kleinere Länder, kürzere Wege

Dr. Sacha Wunsch-Vincent, Analyst beim WIPO in Genf und Co-Autor des Rankings, weiß warum: „Das Zusammenspiel zwischen allen Beteiligten am Innovationsprozess funktioniert in der Schweiz extrem schnell“, sagt er. Kleinere Länder seien gegenüber großen Nationen oft im Vorteil, wenn es darum geht, Innovationen wirtschaftlich nutzbar zu machen und die Produktivität zu steigern, so der Schweizer Ökonom. Die Innovationskraft eines Landes misst der GII nämlich nicht allein am Output, beispielsweise an Patenten, Gründungsaktivitäten oder Hightech-Exporten. Erfasst werden auch Input-Faktoren, also die Rahmenbedingungen für Innovationen. Die Schweiz kann hier beispielsweise mit effizienter Verwaltung, unternehmensfreundlicher Politik, renommierten Hochschulen, hohen Forschungsausgaben, Energieeffizienz, Internetnutzung und nicht zuletzt hoher Finanzkraft punkten.

Auch Deutschland zählt bei Hochschulabschlüssen, Forschungsausgaben oder Patentanmeldungen zur Weltspitze. In anderen Bereichen, beispielsweise bei der Digitalisierung der Behörden, im regulatorischen Umfeld, beim Anteil hoch qualifizierter berufstätiger Frauen oder bei Unternehmensgründungen gibt es dagegen Luft nach oben.

Immerhin: Mit zehn von 100 der weltweit aktivsten Wissenschafts- und Technologiecluster, darunter Berlin, Köln und München, beweist Deutschland zumindest regional hohe Innovationskraft. Für die Autoren des GII ist das wichtiger als ein guter Tabellenplatz. Anders als im Fußball gewinnen im Innovationswettbewerb viele, denn: „Innovation und Technologie sind seit jeher der Schlüssel, um Menschen aus der Armut zu führen und knappe Ressourcen effizienter einzusetzen“, sagt Sacha Wunsch-Vincent.

Dr. Sacha Wunsch-Vincent, Analyst beim WIPO
Dr. Sacha Wunsch-Vincent, Analyst beim WIPO in Genf und Co-Autor des Rankings. Foto: © WIPO

Der Global Innovation Index

Der Global Innovation Index basiert auf einem umfangreichen Datensatz und umfasst insgesamt 81 Indikatoren aus internationalen öffentlichen und privaten Quellen. Diese gliedern sich in fünf Input- und zwei Output-Säulen.

  • Der Input-Index misst die Rahmenbedingungen, also (1) das institutionelle Umfeld, (2) Humankapital und Forschung, (3) Infrastruktur, (4) Marktumfeld und (5) Geschäftsumfeld.
    Zum Marktumfeld gehören beispielsweise Finanzierungsmöglichkeiten und Absatzchancen. Zum Geschäftsumfeld zählen beispielsweise der Anteil hoch qualifizierter Beschäftigter oder die Zusammenarbeit zwischen privaten Unternehmen und Universitäten.
  • Der Output-Index misst das Ergebnis innovativer Aktivitäten anhand der Säulen: (6) Wissens- und Technologieergebnisse sowie (7) kreative Ergebnisse. Neben Patenten, IT-Exporten oder Hightech-Gründungen fließen auf der Output-Seite also beispielsweise auch Markenrechte, Film- und Medienproduktion sowie App-Entwicklung ins Ranking ein.

Der Gesamtwert eines Landes berechnet sich als Durchschnitt von Input- und Output-Index.

www.globalinnovationindex.org

Kirstin von Elm

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